Dirk drohte mir bereits im Vorfeld an, dass es steil, bergig und nass im Gesicht wird. Wir liefen betont locker in einer kleineren Gruppe die ersten vier Kilometer. Dabei führte den ersten Kilometer ein Athlet, der wohl auf dem Weg von der Disko nach Hause war. Er hatte noch die DJ-Kopfhörer auf und auch sein Kleidungsstiel entsprach nicht dem eines wettkampforienterten Sportlers. Alsbald wurde er aber überrannt. Vor dem ersten richtigen Anstieg war die Gruppe bereits zerfallen. Allein Dirk hatte noch Anschluss nach Vorne und lief locker und flockig bergauf. Ich hingegen genoss den brennenden Schmerz in meinen Waden, lies ein paar Läufer vorbei, weil sie mir dann doch zu Laut in die Ohren atmeten und warf meinen schweissgetrübten Blick über das Tal. In den flacheren Passagen und bergab konnte ich gut rollen lassen und sammelte die lauten Atmer wieder ein. Doch sogleich erhob sich die Erde wieder gen Himmel und sie entschwanden ein weiteres Mal. Ganz kurz erblickte ich Dirks rotes Leibchen noch einmal in der Ferne. Bei ihm lief es sehr gut. Die weiteren Kilometer flossen so dahin.
Der letzte Anstieg ist noch erwähnenswert. Es geht jetzt auf einem recht breiten Wanderweg auf einer Höhenlinie, d.h. die Steigung ist nahe Null, um einen mir unbekannten Berg. Ich bin kurz davor wiederum die lauten Atmet zu kassieren, da schwenken sie nach rechts ab. Nanu, Pullerpause oder was? Dann die Ernüchterung: Da soll man hoch. Das ist quasi eine Wand, nicht mehr und nicht weniger. Dirk erzählt später im Ziel, dass das Führungs-MTB trotz Elektromotor an diesem Punkt seine Dienst kurzfristig quittiert und außen herum fährt. Wurzel, hepp, Wurzel, Stein, hopp, schnauf, Mist. So ein Jungspund springt vor mir einer Berggemse gleich den Berg hoch. Mir kommen Bedenken, ob ich nicht zu alt für den Scheiss bin.
Die letzten sechs Kilometer geht es flach bis leicht bergab ins Ziel. Im Stadion rennen wir abschließend eine halbe Runde auf der Aschebahn und genießen einen Becher heißen Tee. Dirk wird sehr guter vierter und ich trudle auf Platz Neun ein. Zum Sieger fehlen selbst Dirk fünf Minuten. Es scheint also der Richtige gewonnen zu haben. Nach dem wir die ersten Eindrücke und Erlebnisse ausgetauscht haben, geht es zu Claudis Eltern. Zum Glück hatte sie am Samstag Geburtstag. Forscher in den USA habe kürzlich herausgefunden, dass Kuchen nämlich extrem bei der Regeneration hilft, mehr sogar als Kompressionsschlüppis!
Abschließend sind Dirk und ich uns einig, dass die 17km genau richtig sind: nicht zu lang, nicht zu kurz und ausreichend Berge. Eine Wiederholung ist sicher. Bilder gibt's erstmal keine: Stellt euch einfach zwei weiße Kenianer vor, die wie ein junger Hirsch durch den Wald springen. Da gegen sahen wir aus wie zwei altersschwache Mulis.
Es grüßen Dirk und Martin
>>Ergebnisse<<