Es ist wieder einmal soweit. Und da der TV DD dabei ist, ist es noch spannender als in den Vorjahren.Die deutschen Triathlon-Langstreckenprofis machen bereits das ganze Jahr mit respektablen Ergebnissen auf sich aufmerksam. Timo Bracht gewinnt den Europameistertitel und damit die best besetzte Hawaii-Quali in Frankfurt. Michael Göhner knackt in Roth die 8 Stunden Marke. Andreas Realert scheint der Kurzdistanz endgültig den Rücken zuzukehren und macht gleich mit etlichen Top-Resultaten, zuletzt mit dem Sieg des Cologne226 half, von sich reden. In Hawaii werden sie neben dem ebenfalls zum Favoritenkreis zählenden Norman Stadler auf eine ansonsten international breit gefächerte Weltspitze treffen. Und diese wird ein deutsch sprechendes Podest verhindern wollen.
Doch die Profis würden nicht so sehr beachtet, gäbe es da nicht eine Unmenge an Amateuren. Deren zielstrebiges Trainieren und Wettkämpfen lässt die Hawaii-Inseln erst zu dem Mekka erwachsen, welches es ist. Nach vielen Jahren ohne Beteiligung des TV Dresden an diesem Spektakel haben sich dieses Jahr gleich zwei unserer Vereinskollegen qualifiziert.
Bereits im Mai beim IM Lanzarote hatte Carsten Neise das Ticket nicht ganz ohne Glück gelöst. Nach dem 2. Platz beim Cross-Duathlon in Leipzig, dem 2-wöchigen Trainingslager in Portugal, dem Sieg beim profilierten Heidelberger Halbmarathon in 1 h 19 und dem 4.Platz bei der Sachsenmeisterschaft Duathlon in Krebs aus einem harten Training heraus war der Trainingszustand recht gut. Das hätte auch bei mäßiger Tagesform am Tag auf der Lavagesteininsel für das Weiterkommen reichen sollen. Mit einem vermeidbaren Ernährungsfehler jedoch verringerte Carsten seine Chancen deutlich und hatte schon bei km 90 der profilierten Radstrecke mit einem energetischen Mangel zu kämpfen. Am Ende ergatterte er als erster Nachrutscher einen Startplatz für sein Saisonziel, der aus einer anderen Altersklasse frei wurde. Infolge der harten Langstreckenbelastung kam er nicht wieder so richtig in die Saison und fing ab Juli noch einmal an, komplett neu aufzubauen, einschließlich einem 2-wöchigem Trainingslagerblock. Mit einem 5.Platz und einer stabilen Leistung bei der Mitteldistanz und Sachsenmeisterschaft in Hoyerswerda verschaffte er sich Ende August dann doch noch einmal das nötige Selbstvertrauen. Nun gilt es für ihn In Hawaii alles richtig zu machen, den Wettkampf zu kontrollieren und das Jahr mit einem Positiverlebnis abzuschließen.Etwas anders verlief die Saison bei Torsten Pawel, dem 2.’en Qualifier. Abgesehen vom Qualiwettkampf bestritt er in der Vorbereitung weitestgehend die gleichen Wettkämpfe wie Carsten und hatte zusätzlich in der Regionalliga seinen Spaß. Beim Crossduathlon in Leipzig noch einen Platz hinter Carsten, lief er nach dem Frühjahrstrainingslager seinen Halbmarathon in Dresden in 1 h 17. Bei der Sachsenmeisterschaft im Duathlon, die er im Gegensatz zu Carsten aus der Ruhe heraus bestritt, vermochte er sich dann mit Platz 3 unmittelbar vor diesem zu positionieren. Nach 2 Regionalligawettkämpfen mit guten Resultaten ging es nach Frankfurt. Bei der Großveranstaltung blieb er bis km 8 auf der Laufstrecke noch unterhalb seiner Planzeit, wurde dann aber deutlich langsamer. Vermutlich hatte der Körper die Umstellung auf die Hitze des Tages nach einer vorangegangen, kühleren Periode nicht optimal bewältigt, was für Torsten die Zielzeit von unter 9 Stunden in weite Ferne rücken ließ. Die Quali bedeutete es allemal. Eine Woche später landete er nach spontanem Teilnahmeentschluss beim Mühlentriathlon und trotz schwacher Radbeine mit der 2.-schnellsten Laufzeit auf Platz 2. Dem ließ er eine kurze Saisonpause folgen. Mit dem erklärten Ziel in Hawaii vor allem erlebnisorientiert zu finishen, gab er sich dann noch einmal die volle Packung: 24h-Teamradrennen am Nürburgring (4. Platz gegen mehr als 400 Spezialistenteams), Reduced-Trail bei der O-See-Challenge (2. Platz) und noch einmal ein gutes Ergebnis beim Regionalligaabschluss in Schneeberg. Wie er als Vorjahreszweiter zur Sachsenmeisterschaft über die Mitteldistanz am Knappensee mit einem Freistart eingeladen wurde, konnte er nicht widerstehen. Ihm war das Erfolgsrisiko nach dieser dichten Wettkampfserie bewusst und es sollte ihn auch ereilen. Bereits auf der Radstrecke kam die Gewissheit, dass an diesem Tag nichts gehen würde und Torsten stieg ohne schlechtes Gewissen aus dem Rennen aus. Eine vernünftige Entscheidung, um die letzten Wochen vor Hawaii noch einmal ohne übermäßigen Erholungsbedarf effektiv gestalten zu können.
Beide bestätigten noch vor wenigen Tagen, dass die letzte 150km-Ausfahrt nach diesem langen Wettkampfjahr vor allem eine Motivationsmüdigkeit zum Vorschein brachte. Hoffen wir, dass die beiden in Ruhetagen vor dem Highlight ihren psychischen Elan zurückgewinnen können.
Noch wenige Tage vor der Reise nach Big Island stellte Torsten dann einen ganz anderen Motivationsplan und viel schwerwiegenderen Höhepunkt für den Aufenthalt im Stillen Ozean in Aussicht. Er gab via e-mail bekannt, dass er am 13.10. dort seine mitgereiste Lebensgefährtin Susi Jentzsch heiraten werde. Als das wahre, das vollständige Glück könnte man dies bezeichnen.
Während wir hier in Dresden langsam zu frieren beginnen, sind die beiden Ironman-Aspiranten mittlerweile im Warmen gelandet und akklimatisieren sich für nächsten Samstag. Drücken wir Ihnen die Daumen, dass die positiven Eindrücke überwiegen und die Ergebnisse den eigenen Vorstellungen entsprechen.
Online kann man Teile des Spektakels im Liveticker und bei genügend download-Geschwindigkeit per Videostream mitverfolgen. Wer genügend Ausdauer besitzt und gut vorschläft, kann nach etwa 10-stündigem Daumendrücken versuchen einen Blick auf den Zieleinlauf der beiden zu erhaschen.