Drei Mutige (aber unerfahrene Mountainbiker, die eigentlich Triathleten sind, die aber keine Form haben) im Kreise des Verderbens ...
Es ist ein Sonntag Mitte November. Sechsundfünfzig Gestalten stehen unter grauen Himmel auf einem Flurstück zwischen Dresdner Messe und Elbe. Alle schauen gebannt in die eine Richtung, in der sie sich gleich Fünfundvierzig Minuten lang mit Ihren Rädern, Händen und Füßen auf einem Rundkurs bewegen werden, dessen Höhepunkt Circle of Dooom heißt.
Die Gestalten spiegeln sich in den Rädern, mit denen sie antreten: Unterschiedlicher geht’s wohl kaum. Glattrasierter Halbprofi steht neben bärtigen Kettenraucher, Dicke neben Dünnen, Lange neben Kurzen, Mann neben Frau. Fatbike neben Singlespeed-Stadtflitzer, Freerider neben Cyclocrosser. Aber alle vereint im Bestreben, diese Dreiviertelstunde in und um den Kreis des Verderbens zu meistern. Dann ertönt die Startglocke.
Ziemlich weit hinten im Feld haben sich Poul, Martin und Max eingereiht. Schon nachdem die Drei mit dem verwegenen Starterfeld des 4. CycloCrossCup Dresden vom Goldenen Reiter in DD-Neustadt zum Startplatz rollten, ahnten sie etwas. Spätestens nachdem sie eine erste Runde des Kurses Probe gefahren waren, wussten sie es: Wo wir sind, ist hinten. Wenn wir vorne sind, ist vorne hinten.
Dennoch hatte Martin seine Kumpane vorher ordentlich motiviert. Max hatte sich extra ein MTB aufgebaut, Poul hatte sich sogar exklusiv von Mara eines geborgt. Als Vorbereitung wurde in Rotheburg beim Cup der Ehre über Heuballen und Wassergraben gerannt sowie der 2XDuathlon des TV Dresden veranstaltet und absolviert. All dies konnte zwar nicht über mangelnde Form wegtäuschen, aber zumindest das schlechte Gewissen wurde am Tag des CCC zur kleinsten Hürde.
Doch zurück zum Geschehen. Während der Starterpulk rasant Fahrt aufnimmt, betet Max, dass ...
- Er im Waldstück, das als erstes zu durchfahren ist, nicht zwischen zwei Bäumen stecken bleibt.
- Der darauffolgende matschigere Untergrund sein Rad nicht verschlingt.
- Ihn der Circle of Doom wieder heil ausspuckt. Das ist eine Art Schnecke aus Absperrband, in die man mit immer engerem Radius hinein fährt, bis man im Zentrum sein Rad auf der Stelle wenden muss, um sich anschließend natürlich wieder aus der Spirale heraus zu winden. Sehr verhängnisvoll!
- Das glitschige Gras bei der 180° Wende kurz vor dem Ziel ihn nicht aus der Bahn wirft.
- Die fiesen Rillen in der Wiese das Vorderrad nicht einspuren lassen. Martin hatte es beim Einfahren dort schon hingelegt.
- Er in der Sandbox am Fluss mit 90°- Abzweig und kräftezehrendem Anstieg nicht stecken bleibt.
- Drei gigantischen bierkastenhohe Hürden aus Holz im Abstand einer Fahrradlänge ihn nicht samt geschultertem Rad zu Fall bringen.
- Auf- und Absprung trotz enormer Hektik und unebenen Boden nicht im Dreck enden. Schließlich klappte es bisher beim Triathlon-Wechsel auch noch nie so richtig. Und hoffentlich lösen die Klickpedale immer (und nur dann) aus, wenn sie sollen.
- Wenigstens Poul auf dem geborgten Rad ihn nicht überrundet.
- Es hoffentlich nicht regnet.
Zwischenzeitlich blickt Max zu Martin, auf dessen Gesicht abzulesen ist, dass...
- Er keine weiteren Sorgen hat, außer vor den zahlreich erschienenen Fotografen eine gute Figur zu machen.
Und Poul, der offensichtlich nur hofft...
- Das geliehene Rad nicht ganz so dreckig zu machen.
Trotz dieser Gedanken fahren die drei Mutigen beherzt drauflos und siehe da...
Ein, Zwei, Drei, Vier … Dreizehn bzw. Vierzehn Runden später sind die Drei noch wohlauf und trudeln im Ziel ein.
Die Sorgen und Nöte haben sich nur bedingt bestätigt. Zwar wurde es gegen Ende der 45 Minuten auch für Martin schwerer, fotogen zu wirken und auch Poul's Rad verdient nun eigentlich eine Putzkur, aber alles andere hat erstaunlich gut geklappt.
Natürlich war es besonders im Circle of Doom schwer, sich im Sattel zu halten und es gab auch im anderswo vereinzelt eine Umarmung von Mutter Erde. Letztlich haben die Drei aber trotz fahrtechnischer Defizite und muskulärer Ausfallerscheinungen auf den letzten Runden den raffinierten Parcours mit Bravour bestanden. Und daher lächeln sie auch ein bisschen als, sie sich im Ziel beim Kuchen treffen.
Unsere Drei haben sich übrigens gerade zwei bzw. einmal von den schnellsten Drei des Tages überrunden lassen (echte Freaks) . Sie belegen damit einen hervorragenden 14. Platz (zusammen mit dem Rest der Freaks) und freuen sich noch über einen Preisgewinn (durch Losverfahren) bei der Siegerehrung.
Fazit:
Das Team rund um Veloheld hat beim Cross Classix (1. Lauf des 4. CycloCrossCup Dresden) ganze Arbeit geleistet. Besonders die abwechslungsreiche Streckengestaltung und die liebevolle Organisation hat mir gefallen. Eine tollen Veranstaltung auch wegen der lockeren Atmosphäre. Dass es hier hauptsächlich nicht um Leistung sondern den Spaß an der Sache geht, merkt man spätestens am Bierchen danach. Außerdem könnte hier theoretisch meine Oma mit ihrem Rollator antreten: Es gibt kein unmotorisiertes Gefährt, dass nicht erlaubt ist ;) Wer den Querfeldeinsport noch nicht kennt und mal was für Koordination, Kondition und gute Laune machen will, sollte wirklich mal die anderen beiden Läufe des CCC#4
New Years Suffering und Finale Grande nächstes Frühjahr in Augenschein nehmen.
Viele Grüße, Euer max
Bilder im Bericht dürfen wir dankenderweise verwenden von:
- >Ersatzspeiche (Robert Gebler)<
- >Veloheld<