Damit die beiden auch endlich mal ihre ersten Triathlonerfahrungen sammeln konnten, machten wir Nägel mit Köpfen und suchten einen Triathlon in dem Zeitraum, wenn wir im Juli wieder da sind, um sie auch unterstützen zu können. Nach einiger Suche stießen wir auf den Freiburg Triathlon, welcher perfekt schien. Er bietet neben einer Kurz- auch eine Jedermanndistanz an, die nur für Nichtstartpassinhaber ist, sowie einer sehr kurzen Schwimmstrecke von 400 m, was den beiden sehr entgegenkommt. Torsten und ich nahmen die Gelegenheit wahr und meldeten uns für die Kurzdistanz an. Und was mir sehr wichtig war: Ich komme mal wieder nach Freiburg. Ich hatte hier 4 Jahre lang gelebt und hatte nun schon richtig Sehnsucht nach diesem wunderschönen Fleckchen Erde!
Als nun der Termin immer näher rückte, war ein Teilnehmerschwund von 50 % in der Familie zu verzeichnen. Rocco und Norbert mussten verletzungs- bzw. krankheitsbedingt absagen. Sehr vernünftig, aber dennoch schade. Nun ja, der Start sollte schon 9:30 sein, bis 8:45 musste eingecheckt werden, 150 km Fahrt bis dahin…also haben wir uns mit zwei Autos 5:45 auf den Weg in den Süden gemacht. Vor lauter Vorfreude hab ich kein Auge mehr zu bekommen, Torsten schlummerte dagegen die komplette Fahrt ganz süß vor sich hin. Problemlos fanden wir den Wettkampfort, bekamen unsere Startnummern, radelten unsere Maschinen warm und ab ging’s zum Check-in ins Stadion. Jedem war ein Platz zugeteilt. Gerade wollte ich meine Wechselplatznachbarin begrüßen, da fielen wir uns auch schon herzlich in die Arme. Wir kannten uns aus meiner Studienzeit aus dem Leichtathletikkurs. Ich hatte sie schon vorher in den Meldelisten gesehen, aber das wir nun genau nebeneinander waren, war der liebe Zufall. Zwei bekannte Gesichter aus Dresden waren ebenfalls am Start: Lisabeth Wagner und Anne Ziemke vom Dresdner SC.
Nach der sehr ausführlichen Wettkampfbesprechung, dem Fakt, dass diejenigen, die keinen Neo haben natürlich starten dürfen, aber dafür frieren müssen und die Diskussion, ob die Laufstrecke komplett flach oder eher alpinen Charakter hat, ging es ab in das kühle klare Nass des Flückiger Sees. Nach einem kurzen Einschwimmen galt es, sich die besseren Startplätze zu sichern. Diesmal gelang es mir tatsächlich mich gut zu platzieren. Nach dem Startschuss ging nun also das Geprügel los und es mussten nur 1000 m geschwommen werden. Die erste Boje war nun relativ zügig erreicht, was bedeutet, dass sehr viele gleichzeitig auf engstem Raum zusammenkamen. Nach einigen Sekunden unter Wasser, mehreren Fußtritten gegen den Körper und ins Gesicht, schnappte ich nach der rettenden Luft und weiter ging’s. Es folgte eine sehr lange Gerade, auf der man sich dann auch mal auf’s Schwimmen konzentrieren konnte. Das gelang mir heute mal richtig gut…welch Seltenheit! Dann gab es um die nächste Boje nochmal richtig action, diesmal kam ich aber glimpflich davon. Die letzte Gerade gab ich nochmal alles, da ich vorher sah, dass schon einige weit enteilt waren. Dabei verlor ich etwas die Ideallinie, so dass im ich im Ende nichts gut gemacht hatte, aber egal. Da beim Ausstieg eine ca. 60 cm hohe Stufe zu überwinden war, standen zwei starke Männer zu Hilfe, die einen hochhievten. Als 7. Frau erreichte ich den 1. Wechsel. Bei Torsten lief es auch ganz guddi, er konnte 1 Minute vor mir als 10. Mann auf’s Radl steigen. Also schnappte ich mir meinen Specialized-Flitzer und machte mich auf zur Aufholjagd…wie immer halt! Ich merkte gleich, heute geht’s richtig gut voran und so waren schnell die ersten Frauen eingeholt. Gefahren mussten 40 flache Kilometer, die am Anfang sehr eng und kurvenreich, also schwierig zu fahren waren. Bis zum ersten Wendepunkt war ich auf Position 2 vorgefahren und die 1. Frau war schon in Sicht und kam auch rasch näher. Da das letzte Stück der Runde zweimal gefahren werden musste und sich richtig gut fahren ließ, kam es in meinem Leistungsbereich unweigerlich zur Grüppchenbildung. Ich machte weiter Tempo, schließlich wollte ich den Vorsprung weiter ausbauen, ich rechnete mir mittlerweile einen Podestplatz aus. Fast alle in unserer Gruppe versuchten regelkonform zu fahren, ich eingeschlossen.
Einer war nur am meckern und blockierte die Überholspur, so ein Idiot! Madame Becci (die spätere Siegerin) lutschte heftigst an allen Hinterrädern, die sie bekam und wurde mitgeschleift. Dann kam das Kampfrichter-Moped, ich fuhr eben, wie so oft an diesem Tag ganz vorne und führte die Gruppe an und hörte dann einen Pfiff. Recht so, dachte ich mir, die Lutscher sollen bestraft werden. Das ich dann meine Nummer im Zusammenhang mit einer Zeitstrafe zu hören bekam, konnte ich nicht fassen und fühlte mich ganz schön verarscht! Jetzt wird man schon bestraft, wenn man vorne fährt, oder was? Becci hielt sich immer schön mittendrin auf, ihre Nummer wurde aber nicht aufgerufen. So eine Schweinerei! Eine Schleife später kam schon wieder das Moped, diesmal war ich nicht ganz vorne, hielt aber in etwa die 10 m zum Vordermann ein (Wer hat schon ein Maßband dabei?). Und schon wieder war meine Nummer dabei. Verflucht, das gibt’s doch nicht! Schon wieder eine Zeitstrafe? Ich? Die, die die ganze Zeit alles gibt, um den Korridor einzuhalten und versucht vorne Tempo zu machen? Das ist nicht fair! Dann gab es noch ein etwa 1,5 km langes Teilstück, das so eng und mit Gegenverkehr war, dass ein Überholverbot vorher ausgesprochen wurde und durch Schilder gekennzeichnet war. Alle fuhren sauber hintereinander, da nun aber auch langsamere Sportler auf der Strecke waren (die noch in der ersten Runde waren) wurden wir etwas ausgebremst. Madame Becci, sah das als Einladung einige Plätze nach vorne gut zu machen, und überholte. Das Moped (was irgendwie immer bei uns war) sah dies und sie bekam dafür später eine gelbe Karte. Wenigstens etwas. Da ich mich zu dem Zeitpunkt relativ weit hinten in der Gruppe befand und dem Kampfrichter zeigen wollte, dass ich hier nicht nur mitrolle, sondern tatsächlich auch selber schnell fahren kann, zog ich nach links und fuhr mit knapp 50 km/h an der gesamten Gruppe (wie eine Irre) vorbei. Ich wollte dem Herrn auf dem Moped zeigen, dass er sich geirrt hatte mit seinem Verdacht, dass ich im Windschatten gefahren bin, auch wenn er die Strafe nicht zurückziehen würde. Nun kam wieder die stark verwinkelte und enge Passage bis hin zum 2. Wechsel. Madame Becci war natürlich die ganze Zeit an meinem Hinterrad, fuhr dann noch kurz vor dem Wechsel an mir vorbei, um den Leuten zu zeigen, dass sie vorne gefahren ist…ich konnte nur noch mit dem Kopf schütteln.
Das Rennen war gelaufen! Mit 4 min zusätzlich war kein Blumentopf mehr zu gewinnen. Die anderen Mädels würden bald kommen…und 4 min extra obendrauf! Das ist hässlich! Ich legte noch einen super Wechsel hin, ging somit als erste Frau auf die Laufstrecke und in mir brodelte es! So eine unfaire Sportlerin hab ich lange nicht erlebt, und ich hatte keine Mittel ihr zuzusetzen. Torsten kämpfte sich auf dem Rad auch etwas nach vorne und ging als sehr guter 8. auf die Laufstrecke, die sich doch als eher alpin erwies. Am Anfang leicht schräg nach oben auf ner huckeligen Wiese, dann fast schon steil nach unten auf Asphalt, darauf folgte ein steiler Stich nach oben und danach ging es immer wieder mal leicht hoch und runter, eben war es nur mal kurz einer Stelle, wo es Haargummis zum Runden zählen gab. 4-mal musste dieser alpine Abschnitt gelaufen werden. Ich eh schon total demotiviert konnte auch nicht mehr Dampf machen. Wenn der Kopf nicht bei der Sache ist, kann man nicht mehr voll durchziehen. Das Podest war schon lange verloren, die Kampfrichter wollten es so. In der letzten Runde kam noch Lisabeth Wagner leichtfüßig wie eine Gazelle an mir vorbei und erkämpfte durch die 7. Laufzeit von allen (!) noch den 3. Rang. Dann war es auch nicht mehr weit.
Als 5. erreichte ich das Ziel. Sinnlos! Am Ende war es Platz 7, da doch nur einmal 2 Minuten aufgerechnet wurden. Wahrscheinlich kann man nicht zweimal für die gleiche Sache bestraft werden. Außerdem hätte es in der Platzierung nichts mehr verändert. Schlecht bleibt schlecht. Ich unterhielt mich später noch mit einem der Organisatoren, der mich ganz eifrig beim Laufen angefeuert hatte. So richtig toll fand er das nicht, was da gelaufen ist. Er war der gleichen Meinung wie ich, dass ich bestraft wurde, weil ich ne Frau bin und vor allem, weil man mich hier nicht kennt. Es kann doch nicht mit rechten Dingen zugehen, dass jemand schneller ist als jemand von hier. Madame Becci gewinnt doch sonst auch immer! Hinzu kam, dass Madame Becci laut eigener Aussage auch eine Zeitstrafe zusätzlich zur gelben Karte wegen überholen im Überholverbot bekommen hat. Sehr merkwürdig, warum diese dann nicht in den Ergebnislisten zu finden ist! Ich sag nur: Schiebung. Schließlich ging es um 200 € für den Sieg, da will man anscheinend nicht, dass jemand von außerhalb sie bekommt. Sie wussten ja nicht, dass ich so schlecht laufe, da ging man mal lieber auf Nummer sicher. Sehr traurig, wenn es so ist! Da hat man eine Stärke, dafür wird man dann bestraft!
Torsten machte einen super Lauf und finishte als 6. und belegte damit Platz 3 in seiner Altersklasse. Bei mir sprang tatsächlich noch Platz 2 in der Altersklasse raus. Da die Veranstalter beide Siegerehrungen zusammen machen wollten (Kurz- und Jedermanndistanz) zog es sich etwas hin. Da noch eine Verlosung anstand, bei der der Hauptgewinn ein Tourenradl war, wurden alle geködert. Torsten staubte noch eine kleine Tasche ab. Bei den Preisen hatte sie sich wirklich Mühe gegeben. Generell war der Wettkampf wahnsinnig gut organisiert, hat alles gepasst…nur ich hatte eben einfach nur Pech!
Sportliche Grüßlies von Torsten & Susi Pawel