Neuer Coach und alte Knochen
Endlich war es wieder soweit: Der erste Triathlon der Saison stand für das Landesligateam des weltbesten Triathlonverein Dresden e. V. an. Dank endloser Bestechungen und korrupter Funktionäre fand der Saisonstart schon wieder im beschaulichen Rackwitz bei „Überhaupt-nicht-so-schön-wie-Dresden“-Leipzig statt. Nicht, dass es nicht schön wäre am Schladitzer See, das Gegenteil ist der Fall: Als Dresdner schaut man besonders neidisch auf die üppige Seenlandschaft rund um Leipzig und fragt sich „Warum die und nicht wir?“! Ich schweife ab …
Also, endlich war es wieder soweit: Der erste Landesliga-Wettkampf stand an. Die Winterpause hatte ich so prächtig wie noch nie genutzt und im wesentlichen Training Training sein lassen. Schließlich wähnte ich mich auch noch für lange Zeit in Babypause. Doch der neu eingekaufte Weltklasse Coach Friedrich F. Friedrich, der auch schon Traktor Moskau und Glückauf Bielefeld erfolgreich in den sportlichen Tod führte, hatte die Hälfte der Mannschaft bereits im Training verschlissen. Bei dem einem Training zu dem ich kam, nahm er mich zur Seite. Alle seinen Hoffnungen lägen nun auf mir. Mit einem Hau-Ruck-Aufbau-Programm sollte Schadensbegrenzung betrieben werden. Gesagt getan: Über Christi-Himmelfahrt sammelte ich mehr Rad- und Schwimmkilometer als je ein Mensch für möglich gehalten hatte und die sich anschließenden zwei Wochen Pause sorgten für eine SuperDuperKompensation. Naja, zumindest der Neoprenanzug passte so wieder. In einem Interview mit Anne Haug lass ich dann den Hinweis, dass sie sich auf ihr Muskelgedächtnis verlässt. Boah, das klang super intelligent. Gesagt getan: Beine hoch und Gedächtnis an. So viel zur Vorgeschichte …
Nun war es also endlich wieder so soweit: Ich steckte im Renneinteiler, der Neopren war fast angezogen und um mich herum wurde so herrlich dumm gequascht, wie das nur nervöse Triathleten vor dem Start vermögen.
Das vermeintlich schnellere Team II wurde mit Andrea und Andreas, Grahlo Fantastiko, Rudi Flietzpiepe und ChrisCross Christian besetzt. Team III bestand aus Manu, die Talentscout Jörg empfohlen hatte, Teamkatze Jana, Oberstwachtmeister Matthias, Hawaii-Hasi Totten und eben mir. Der Coach hatte eine Taktik für beide Teams zurechtgelegt: Team II sollte gewinnen, egal welch dreckigen Tricks sie auspacken müssten. Team III sollte vor Team II ins Ziel kommen. Klare Sache, Genialität kann man kaufen!
Das Format war denkbar einfach: Alle kampfschwimmen gemeinsam los. Dann treffen sich die einzelnen Mitglieder der Teams im Wechselgarten und starten zur gemeinsamen Radausfahrt, sobald alle abgetrocknet und umgezogen sind. Abschließend laufen alle zusammen und im Ziel wird die Zeit des vierten Sportlers genommen. D. h. beim Rad bzw. beim Lauf können ein oder gar zwei Teammitglieder verloren werden. Da die abgehängten Sportler im Allgemeinen anschließend aber immer so rum heulen, sollte das dieses Jahr vermieden werden. Soweit zum Vorstart und zur Taktik.
Jetzt war es also endlich wieder so weit: 10, 9, 8, 7, 6, 5, 4 – Los! Nein, halt! Ich kann nicht los, wie sonst immer. Ich habe eine ultra-wichtige Geheimmission vom Coach höchst persönlich per selbstzerstörende Nachricht erhalten: Du schiebst Manu im Wasser und auf dem Rad. Der alte Fuchs! Anfänglich taten wir uns noch etwas schwer, aber nach der Wende machten wir schon Meter um Meter gut und holten mächtig auf. Gemeinsam mit Jana und Andreas stiegen Manu und ich aus dem Wasser. Andreas folgte knapp auf, so dass Team II und Team III gemeinsam zum Radfahren aufbrachen – tolle Idee! Team II entfernte sich dann aber doch recht schnell. Sie hatten wohl Angst vorm Zorn des Coachs. In unserer Reihe kreiselten Totten und Matthias munter durch. Jana fuhr an Position drei mit wechselndem Knackpo vor sich. Manu sicherte an vier ab und ich kullerte hinten dran. Nach dem Manu ihr Rad durch die Kurven getragen hatte, tat ich jedes Mal mein Übermenschlichstes, um sie schnell wieder an Janas Hinterrad zu schieben. Die zwei Runden waren recht schnell vorüber und am Ende stand eine Weltklassezeit von 27 Minuten für 20 km zu Buche. Der Lauf gestaltete sich wenige spektakulär. Jana wurde von ihrer Personalcoach Manu ordentlich gequält. Der Rest rannte nach Lust und Belieben davor oder dahinter. Durch den Wendepunkt wurde uns auch schnell klar, dass Team II nicht mehr einzuholen war und die Riesaer Nudeljungs auch außer Reichweite waren. Mit reichlich Abstand folgten uns die Kopfjäger. Wir wähnten uns sicher auf Platz drei. Auf der anderen Seite darf man den (Martin) Kochschen Schlusssprint nie unterschätzen, weswegen wir durchzogen. Das war nun der Wettkampf gewesen.
Nach einer knappen Stunde schwitzen und schwatzen war es nun endlich so weit: Post-Race-Gequatsche. Ich hörte zum Beispiel Kommentare wie „Ich hätte noch viel schneller gekonnt.“, „Du sahst aber schlecht aus.“, „Boah, ich bin überhaupt nicht fertig.“, „Unterwegs habe ich ein 27-strophiges Gedicht geschrieben. Willst du es hören?“ und mehr. Ich war heilfroh als mich der Coach in den Arm nahm und breite grinste. Das war nun aber wirklich mein letzter Triathlon für lange Zeit, sprich ich gebe hiermit mein Comeback zum Rücktritt bekannt.
Einige ließen ihren starken Worten noch Taten folgen und stürzten sich ein zweites Mal, entweder als Staffel oder als Jedermänner, ins Wasser. Und dann passierte noch etwas ganz kurioses: Wir hatten auf der Rückfahrt keinen Platz mehr für Andi im Auto, so dass er mit dem Rennrad nach Dresden fahren musste. Zum Glück fand sich sein Bruder Martin schnell bereit ihn zu begleiten. Früher habe ich so etwas auch gemacht, heute verstehe ich das nicht mehr …
So, nun war es also mal wieder so weit: Ich habe einen Bericht geschrieben. Wem dieser Bericht gefallen hat, der braucht mich nicht liken, kann mich aber sehr gerne beim nächsten Wiedersehen umarmen!