Teamwochenende, TTT, Schnüre und Kurven

    Endlich! Es ist Montag und es kehrt wieder Alltag ein. Das Wochenende war ganz schön voll gestopft mit Vereinsaktivitäten, Organisation und Sport.

    Mannschaftsleitertreffen

    Es beginnt am frühen Freitagabend mit einem rund drei stündigen Treffen der
    Mannschaftsleiter der sieben Ligateams des TV Dresden. Bei Kartoffelsuppe und
    Milchreis wird zu den Themen Finanzierung der Ligamannschaften, Sponsoring,
    Aufstellungsplanung und teamübergreifende Organisation diskutiert. Nach dem
    alles gesagt, alle Ideen und Gedanken ausgetauscht sind, bereite ich noch den
    kommenden Tag vor. Zwischen Schwimm- und Radpart des TTT erwarten wir wie in den
    vergangenen Jahren mehrere auswärtige Sportler_innen zum Mittagessen. Außerdem
    bleiben einige Athletinnen des Bundesligateams noch bis Sonntag, so dass wir
    Schlafgäste haben. Unser Kind entflieht dem Trubel zu Oma und Opa.

    Time Trial Triathlon

    Am Samstag steht zunächst der 4000 m Lauftest der Vereinsoffensive "Time Trial
    Triathlon" an. Auf Platz 6 haben Jörg und seine fleißigen Helfer_innen schon
    alles vorbereitet. Die Laufbahn wurde nochmals gefegt, alle Wolken zur Seite
    geschoben und die Laserzeitmessschranken justiert. Es ist also alles angerichtet
    für Spaß und Bestzeiten. Nach vielen Jahren am Streckenrand, Telefon und Rechner
    will ich diese Saison wieder in der Regionalliga starten. Die verantwortlichen
    Mannschaftsleiter Jens und Björn haben eine harte Türpolitik. Wer starten will
    muss liefern, jetzt und hier! Ausreden und Verletzungsgeschichten quittieren die
    beiden mit einem müden Lächeln.

    Entsprechend akribisch war meine Vorbereitung:
    Seit Weihnachten ziert eine dieser mit Technik vollgestopften Sportuhren mein
    Handgelenk, top Wettkampflaufschuhe, die ich mir ob des obszönen Preises nicht
    gekauft hätte, wurden bei mir abgeworfen und sogar ein Carbonrennrad steht
    neuerdings in der Küche herum. Mit 11fach Schaltung - wenn Pantani wüsste! Am
    Material soll es also nicht scheitern im zweiten Triathlonleben. Trainiert habe
    ich sogar auch ab und an etwas.

    Aber, zurück zum Lauf! Vorne ballert die Jugend,
    hinten japsen die Alten. Dazwischen laufen jene, die gerne jünger wären, ihrem
    tatsächlichen Alter davon. 10 Runden sind irgendwie doch ganz schön lang und aus
    der geplanten Taktik einen negativen Split zu laufen wird mal wieder nichts. Auf
    der letzten Runde muss ich an schöne Sachen im Leben denken, damit es
    weitergeht. Es geht weiter und so küsse ich im Ziel die Tartanbahn innig wie
    einst Johannes Paul II. Rollbahnen. Beim Auslaufen feuern wir die Läuferinnen
    und Läufer der 2. Startwelle an. Mit Erfolg - Pauline rennt zum neuen
    TTT-Laufrekord!



    Im Anschluss geht's zum Schwimmen. Henning schickt mit lauter Stimme, keinen
    Widerspruch zu lassend, die Sportler_innen los. 10 Sekunden vor mir schwimmt
    Marvin los, 10 Sekunden hinter mir Björn. Damit ergeben sich zwei mögliche
    Taktiken: 200 m volle Lotte und dann in Marvins Wasserschatten die restlichen
    800 m ins Ziel gleiten oder 200 m bummeln und hinter Björn einreihen.

     Zunächst wende ich die Bummeltaktik an und Björn schwimmt wie erwartet etwas auf.
    Kurz bevor er mich hat, schalte ich auf Taktik 1 um und versuche die Geschwindigkeit
    zu steigern. Zwischendurch zieht Hannes Butters (Saalfeld), der einen neuen
    Schwimmrekord ins Becken ballert, gleich zweimal an mir vorbei. Der Unterschied
    in der Fortbewegungsgeschwindigkeit lässt mich stark grübeln, was ich hier so
    treibe. Diese Gedanken werden auch bei Sinas Überrundungsmanöver nicht klarer.
    An Marvin komme ich nicht mehr heran, klar. Dafür ist meine Schwimmzeit recht
    nahe an der Laufzeit. Okay, es geht ja heute auch um Ausgeglichenheit in allen
    drei Disziplinen.

    Da man ja beim Ausschwimmen bekanntlich schnell friert und
    der Muskeltonus für den Radpart hoch gehalten werden soll, wird das fachmännisch
    weggelassen. Stattdessen ergeben sich zahlreiche intensive Dummquatschgespräche
    mit heftigem Dooftun. Ach Vereinsleben, was liebe ich dir.

    Zum Mittagessen kommen mehr Gäste als geplant. Kein Problem, wir haben
    reichlich eingeholt und sind vorbereitet. Es wird munter gemampft, gequatscht,
    und die neuesten Neuigkeiten zwischen Leipzig, Riesa und Dresden ausgetauscht.
    Je leerer die Teller werden, desto müder werden die Geister und Leiber. Damit
    keiner einschläft ist der Zeitplan schön eng gestrickt und ich blase zum
    Umziehen. 10 Menschen wuseln hektisch durch die Bude, pressen sich in
    Polyester-Elasthan-Hosen, putzen Ketten, pumpen Reifen auf, füllen Radflaschen
    usw.



    Die Anfahrt zur neuen Radstrecke nach Laußnitz bei Ottendorf-O-Gorilla gestaltet
    sich als echte Geduldsprobe. Jede verdammte Ampel schaltet auf rot sobald wir
    näher kommen. Nerv! Wie soll ich hier gute Argumente für Dresden als Wohnort bei
    den jungen Menschen auf Riesa und Leipzig machen?!

    Die neue Radstrecke führt 4,5
    km in die eine Richtung, dann soll man hinter einer Verkehrsinsel wenden und
    einfach in die entgegengesetzte Richtung zurück düsen. Klingt simpel genug für
    Triathleten. Der Tradition folgend beginnt sie natürlich kurz hinter einer
    Rechtskurve! Gestartet wird in Abständen von je 20 Sekunden.

    Okay, geht los.
    Druck, druck, druck, Kopf runter! Man, ganz schön kupiert. Druck, druck! Ahh,
    Verkehrsinsel. Wende, push, push! Vor mir habe ich Martin Koch aus den Augen
    verloren, von hinten glaube ich Paulines Atem zu spüren. Und Tatsache, 500 m vor
    dem Ziel fliegt sie vorbei. Und im Zielhang kommt auch noch Raketen-Grahlo
    vorbei geballert. Ich habe kein Chance gegen zuhalten. Dafür stimmt meine
    Radzeit dahingehend, dass ich in der wichtigsten Kategorie des Tages "Maximal
    Abweichung vom Mittelwert" ganz vorne liege. Oder anders ausgedrückt: Ich
    schwimme genauso langsam, wie ich laufe und radfahre.



    Nachdem alle den letzten Teil des TTT hinter sich gebracht haben, kopfrechnen
    Jörg und Margrit die Ergebnisse zusammen. Das gibt den Anwesenden nochmals Zeit
    zum Heldengeschichten erdichten, Ausreden präsentieren und Wehwechen klagen.

    "Siegerehrung!" schallt es. Der Tag hat sich vollauf gelohnt. Es gibt neue
    Rekorde zu vermelden:



    - Overall-Rekord bei den Damen durch Lea Devantier (TV Dresden)
    - Schwimmrekorde bei Damen und Herren durch Sina Felten (Leipzig) und Hannes
      Butters (Saalfeld)
    - Laufrekord bei den Damen durch Pauline Neidel-Mola (TV Dresden)

    Die Gesamtsiege tragen Justus Töpper (Leipzig) und offensichtlich Lea Devantier
    davon. Danke, Jörg und Co, für die tolle Organisation!

    >>Ergebnisse gesamt<<



    Nach fast 45 Minuten High-Intensity-Training am heutigen Tag haben wir uns ein
    Eis verdient. Wenige Minuten später sitzen wir im Alaunpark mit einem Softeis
    in der Pranke und genießen die letzten warmen Minuten des Tages.

    Teamtraining für die 1. Bundesliga

    Tja, wer jetzt dachte "Schluß, aus vorbei. Dieser Text ist zu ende", irrt!
    Denn, wie schon angedeutet, bleiben ein paar Athletinnen des Bundesligateams bis
    Sonntag und es gibt noch ein paar Zeilen zu erzählen. Also los! Am Abend ist
    unsere Bude wieder gut gefüllt. Wir lassen unserer Kreativität beim Belegen von
    Pizza freien Lauf. Beim Verspeisen dieser werden Geschichte vergangener Tage zum
    Besten gegeben und die Neuen im Team lernen die Alten kennen und umgekehrt, so
    dass bald alle sehr vertraut miteinander sind. Mittels einiger Bücher zu
    verschiedenen Olympischen Spielen lernen wir außerdem Teile von Helenes und
    Marcos Familie kennen. Zum Knabbern gibt es 30 Meter Schnüre in
    unterschiedlichen Farben - Schmierstoff für die Gelenke.

    Der Sonntagfrüh beginnt mit einem lockeren Dauerlauf des Frauenbundesligateams,
    die mich dankenswerterweise mitschleppen, durch die Heide und über den Heller,
    herrlich! Pauline plündert anschließend den Bäcker und wir lassen es uns beim
    Frühstück schmecken. Im Anschluss satteln wir die nochmal die Rennräder. Große
    muskuläre Reize sollen nicht gesetzt werden. Vielmehr steht Technik,
    Radbeherrschung und Kurvengeschmeidigkeit auf dem Plan. Björn, Jens und Eggi
    schließen sich uns an und so rollen wir die erste Stunde locker an der Elbe
    entlang. Auf dem Parkdeck der schwedischen Botschaft in Dresden steht uns dann
    mehr als genug Platz zum Üben der Radbeherrschung ohne Hindernisse und andere
    Straßenverkehrsteilnehmer zur Verfügung. Manchem sind die Übungen ein alter Hut,
    für andere Neuland. Im zweiten Teil des Trainings stecken wir möglichst
    kurenreiche Parcours ab, die dann 10 Miunten lang mit möglichst hoher
    Kurvengeschwindigkeit gefahren werden. Die Reifenflanken werden ordentlich
    belastet und so manche Pedale wird beim Bodenkontakt zu Gunsten von mehr
    Bodenfreiheit abgeschliffen. Alle habe sichtlich Spaß beim lenken, bremsen,
    manövrieren, antreten, Lücke suche usw. Das Gesamturteil fällt einstimmig aus:
    Fetzt voll, ey! Nach 30 Minuten Kurven kurven ist es dann aber aus mit der
    Konzentration und wir rollen Richtung Mittagessen. Zusammen mit Jana und Anna
    versuchen Karo und ich noch möglichst viele Reste vom Wochenende zu verspeisen.
    Dann düsen die beiden wieder Richtung Heimat und ich falle erstmal auf den
    Wohnzimmerteppich zum späten Mittagsschlaf. Am Nachmittag kommt dann unser
    kleiner Mitbewohner wieder in der WG an und holt mich aus dem intensiven
    Sportwochenende ins reale Leben zurück.

    Frohe Grüße
    Martin