Mein Langdistanzdebut ist nun schon über eine Woche her und in Gedanken fühlt sich der Tag auch schon wieder weniger lang, weniger dramatisch und weniger schmerzhaft an.
Wer sich an den Beitrag vom Time Trial 2016 erinnert, der weiß, dass das Ziel eine Langdistanz zu bestreiten, schon länger in mir schlummert. Also, wenn nicht jetzt, wann dann…
Für dieses Debut habe ich mir aus verschiedenen Gründen den Ironman Zürich Ende August ausgesucht. Blöderweise lag der Termin genau in meiner Prüfungszeit, was mich jedoch nicht daran hindern konnte, trotzdem teilzunehmen, schließlich hatte ich mir den Wettkampf schon in den Kopf gesetzt. Das kann man einerseits natürlich als eine enorme Doppelbelastung sehen, was es sicherlich auch war, aber andererseits hatte ich aus beiden Perspektiven eine gute Ablenkung.
Also fuhren Marco und ich direkt nach meiner Prüfung am Freitag relativ reibungslos die lange Strecke in die Schweiz. Am Samstag stand mir das ganze Pre-Race-Prozedere bevor, was mehr oder weniger den ganzen Nachmittag beanspruchte. Ein netter Nebeneffekt war, dass nebenbei die Olympische Distanz stattfand, wo auch Daniela Ryf am Start war. Nachdem alle Beutel gepackt und abgegeben, das Rad eingecheckt und alle Wege mehrmals abgegangen waren, war alles abgeschlossen und ich konnte früh ins Bett. Im Gegensatz zum Sprint muss man bei so einer Langdistanz an ganz schön viel denken…
Tag X ging erwartungsgemäß sehr früh los. Ein kleiner Funfact war, dass wir auf dem Weg von unserer Wohnung zum Zürichsee durch die Partymeile mussten. Das heißt, als wir gerade auf dem Weg zum Start waren, war die Party noch in vollem Gange und wir fühlten uns etwas fehl am Platz. Wir haben es aber zum Glück ohne Bierdusche zum Start geschafft.
Dort herrschte bei unserer Ankunft schon reges Treiben und eine leicht angespannte Vorstartatmosphäre lag in der Luft. Nach einem kurzen Radcheck und einem noch kürzeren Einschwimmen reihte ich mich schon im Rolling Start ein. Geschwommen (ja, bei uns fand das Schwimmen statt) wurde eine große Runde im herrlich klaren und im Gegensatz zum Vortag ruhigen Zürichsee. Aufgrund der hohen Temperaturen der Wochen zuvor lag die Wassertemperatur deutlich über der Neoverbotsgrenze. Wir schwammen also ohne Neo, was mir aber ganz recht war. Das Schwimmen ging relativ unspektakulär vorüber und nach etwas über einer Stunde verließ ich als 11. Frau das Wasser.
Es folgte der längste Part des Tages. Der Kurs war, wie in der Schweiz zu erwarten, mit einigen Höhenmetern (in Summe 1400 hm) versehen und führte über 2 Runden zunächst ein ganzes Stück flach am Zürichsee entlang, bog dann in die „Berge“ ab und führte schließlich wieder an den Zürichsee, wo am Ende der Runde noch ein fieser Anstieg, der Heartbreak Hill, wartete. Ich konzentrierte mich vorrangig darauf, nicht zu sehr aufs Gas zu drücken und mich regelmäßig zu verpflegen. Ein bisschen komisch war der Streckenabschnitt am Zürichsee, denn sowohl in der 1. als auch in der 2. Runde war über längere Zeiten weit und breit kein einziger anderer Athlet zu sehen und der Verkehr fuhr teilweise ganz normal auf der Straße. Für eine willkommene Abwechslung sorgte demzufolge der anschließende Abschnitt, wo es zunächst über 25km wellig hoch und runter ging, gefolgt von 2 längeren, aber gut zu fahrenden Anstiegen. Das eigentliche Highlight war aber natürlich die Abfahrt mit einer Maximalgeschwindigkeit von 86 km/h. Für Gänsehaut sorgte außerdem noch die tolle Stimmung am Heartbreak Hill, der vergleichbar mit der Tour de France oder dem Solarer Berg gesäumt war mit Zuschauern (u.a. Marco, Hendrik und Brett Sutton). Nach 5:30h stellte ich mein Rad wieder ab.
Bis hierhin lief alles relativ reibungslos und ohne größere Probleme – bis auf eine Ausnahme: mein Magen/Bauch machte mir schon vom Schwimmen an mit kleineren bis mittelschweren Krämpfen Probleme. Meine Hoffnung, dass sie mit dem Verlassen der Aeroposition verschwinden, erfüllte sich leider nicht. So wurde die erste von 4 Laufrunden leider schon teilweise zum Spaziergang mit dem Versuch irgendwie eine Besserung zu erzielen. Ein negativer Nebeneffekt war zudem, dass ich in der ersten Runde kaum bzw. keine Energie aufgenommen habe. So wandelte sich das Bauchproblem schließlich in ein Energieproblem, denn die Krämpfe lösten sich zum Glück irgendwann. Somit war zumindest ein normales Laufen möglich, wenn auch nicht in der Geschwindigkeit wie geplant. Marcos und Hendriks Anfeuerungsrufe und ein anschließender Blick auf die Uhr wandelten schließlich auch meine Gefühlslage von „Hauptsache durchkommen“ in „Mensch, das könnte noch eine gute Zeit werden“. Ich musste nur im angeschlagenen „Tempo“ durchlaufen. Mit diesem Mantra gingen auch die restlichen 3 Runden durch die Züricher Innenstadt noch rum.
Naja, eine Marathonzeit von 3:53h war nicht unbedingt das was ich mir vorgenommen habe, aber unter besagten Umständen, bin ich doch ganz froh, es noch so zu Ende gebracht zu haben. Letztendlich steht eine Zielzeit von 10:30:28h hinter meiner ersten Langdistanz, womit ich doch recht zufrieden bin. Das reichte für den 2. Platz der Altersklasse und immerhin den 18. Platz der Frauen. (Anmerkung der Redaktion: 12 der Frauen vor Pauline waren Profis)
Sportliche Grüße
Pauline
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