IM Nizza mit Falk Hofmann

    Falk

    Vor meiner "Paradedisziplin" Schwimmen hatte ich Vorfeld am meisten Angst. Ich konnte zwar mittlerweile problemlos die 3.8km kraulend zurücklegen - wobei bei mir die Bezeichnung Freistil mit Betonung auf "Frei" die Sache eher trifft ;-) - aber ein Massenstart mit 2800 Schwimmern ist noch mal was anderes. Meinen Ruhepuls wollte ich in der Situation gar nicht wissen und vermied jeglichen Blick auf die Pulsuhr. Die Aufregung war inzwischen ein wenig einer Art Trotzstimmung gewichen: " ...das scheiß Schwimmen bring ich jetzt irgendwie hinter mich und dann kommt der schöne Teil mit einer Radrunde durch die maritimen Alpen und am Schluss noch 4 mal die "Promenade des Anglais" unter Palmen rauf und runter laufen und das Ding ist gegessen!"
    Der Weg bis zur ersten Boje war ein ganz schönes Gerammel. Bis zu vier Schwimmer um einen herum verhalfen zeitweise zu einer Wasserlage wie auf einer Luftmatratze. Männlein und Weiblein waren entsprechend mit hellblauen und rosa Badekappen gekennzeichnet, womit zumindest klar war wer wem im Gewühl an den Po fassen durfte ;-). Um eine gelbe Pro-Badkappe zu erhaschen musste man sich aber schon ein ganzes Stück mehr anstrengen; der erste Schwimmer kam nach knapp 48 Minuten aus dem Wasser.  Auf dem Weg zurück zum Strand taten sich dann einige Lücken auf und ich konnte ab und zu meinen Rhythmus schwimmen. Kurz vor dem Landgang nach 2.4km wurde es dann noch mal richtig eng und es gab ein paar Schläge auf den Kopf. Die letzten 1.4km liefen dann wieder ganz gut.
    Nizza 1 Nizza 2
    Beim Wechsel war es dann wieder eng. Mit mir sind nach 1:20h ca. 100 Leute innerhalb einer Minute aus dem Wasser gekommen. Endlich hatte ich die ewig lange Wechselzone verlassen und konnte in Richtung maritimer Alpen rollen. Da ich nicht wusste wie mein Körper nach den 180 bergigen Kilometern auf den Marathon reagieren würde, hatte ich mir vorgenommen mich auf dem Rad ein wenig zurückzuhalten. Die ersten 90km ging es über 2 Pässe bis auf 1120 Meter hinauf. Auf dem längsten Steilstück waren 960hm auf  21km zu überwinden. Im zweiten Teil der Strecke ging es dann abgesehen von ein paar kürzeren Anstiegen bergab Richtung Nizza. In diesem Bereich hatte ich eigentlich gedacht meinen Gesamtdurchschnitt auf 31 bis 32km/h erhöhen zu können. Die Rechnung ging nicht ganz auf. Die fast ausschliesslichen Serventinenabfahrten mit ziemlich engen Kurven erforderten immer wieder abzubremsen und in die Oberlenkerhaltung zu gehen. Zu dem war direkt vor mir ein Fahrer schwer gestürzt und 5km weiter lag dann schon der nächste auf dem Asphalt so dass ich mich entschied kein weiteres Risiko einzugehen. Nach 180km, 2200hm (Pulsuhr gemessen) und 6:02h war ich dann wieder in der Wechselzone.
    Nizza 3 Nizza 4 Nizza 5
    Ich hatte mich inzwischen von Platz 1622 auf 1020 vorgearbeitet und fühlte ich mich noch sehr gut. Runde 1 von 4 Runden auf der "Promenade des Anglais" , der Strandpromenade von Nizza,  lief super. Die ersten 10km waren in 49 Minuten geschafft. Mittlerweile war es ziemlich warm und schwül geworden. Dummerweise standen die Palmen nicht direkt an der Strandpromenade, sondern spendeten dagegen den Autos auf der 10 Meter weiter vorbeiführenden Straße Schatten. Ab Kilometer 25 wurde es dann merklich zäher, ich fühlte mich immer mehr unwohl und versuchte mich regelmäßig mit Wasser abzukühlen. Anscheinend gab mir mein Magen hier schon zu verstehen dass er ganze Isozeugs nicht mehr abkonnte. Freundlicherweise hat er seine Drohung aber erst kurz nach dem Ziel in die Tat umgesetzt. Nach 3:44h war dann auch der Marathon geschafft und ich genoss den Zieleinlauf vorbei am Publikum. Am Ende standen 11:20:54h auf der Uhr was Platz 528 bedeutete. Ich war überfroh das nach 8 Monaten Vorbereitung alles bis zum Schluss gut gelaufen und das Ziel Ironman erreicht ist.
    Nizza 6 Nizza 7
    Vielen Dank an alle die mir die Daumen gedrückt haben, an Jörg für die Trainingspläne, an Agnès dass sie den ganzen Trainingszirkus mittgemacht hat, an Susan, Arne, Marie-Piere und Michel für die Unterstützung und Anfeuerung an der Strecke sowie an Yannick und Serge für die Unterkunft und das super Essen. Un grand merci à Michel et Marie-Pierre pour le support pendant la compétition et à Yannick et Serge pour l'hébergement et les superbes repas.
    Nizza 8
    Sport frei,
    Falk