Weg von Bergen und Pässen, wollten Roland und ich in diesem Jahr auf einem recht beschaulichen Terrain eine Langdistanz meistern.
Somit fiel der OstseeMan ins Visier. Warnungen von Sportfreunden, dass das Profil für Rad und Lauf überhaupt nichts mit einer flachen und schnellen Strecken zu tun haben sollte, nahmen wir im Gepäck mit.
Drei Tage vor dem WK, in Glücksburg angekommen (Übernachtung in Flensburg), wurden wir von starkem Wind und spontanen, intensiven Regengüssen empfangen. Dennoch hatten wir Glück, denn beim Abfahren der Wettkampfstrecke (ca. 30 km) hatten wir nur am Anfang Regen. Die kleine Strecke ist technisch anspruchsvoll zu fahren. Immer wieder 90 Grad-Kurven auf sehr schmalen Straßen… selbst das kleine Blatt wurde mehrfach benötigt… man glaubt es kaum: auch Kehren sind zu fahren und der Wind hat seinen Job sehr gut gemacht.
Wir testeten vorher mehrfach den Salzgehalt der Ostsee. Machten auch während der zweiten kl. Schwimmeinheit Bekanntschaft mit Scharen von Quallen. Es sollte sich herausstellen, dass diese Erfahrung wichtig war. Ein kleiner Testlauf wurde nicht vergessen.
Am Freitag – Startunterlagen abgeholt und ab in die Stadt: Empfang der Sportler und Gäste durch die Bürgermeisterin Frau Kristina Franke und den Rennleiter Herrn Reinhard Husen mit anschließendem Marsch aller Teilnehmer zur Pasta-Party in die Rudehalle. Für uns neu und anders… mit viel Spaß.
Am Tag der Entscheidung… Früh wurden wir vom Regen geweckt, der uns bis zum Wechselgarten begleitete. Danach präsentierte sich das Wetter bis auf den Wind optimal.
Der Wechselgarten füllte sich sehr gemächlich. Kein Vergleich zu der sonst bekannten Hektik beim Embrunman, Ironman- oder Challenge-Veranstaltungen.
Der Schwimmstart rückte näher… die Hymnen aller am Start befindlichen Nationalitäten wurden angespielt. Und dann und nun endlich der Start! Zwei Runden mit kurzen Wendestrecken (ohne Landgang) mussten geschwommen bzw. durchpflügt werden, je nach dem, ob mit Rückenwind oder Gegenwind und der entsprechenden Wellenformation. Die Quallen auf der Strecke haben sicher unter den 200 Einzelstartern und 200 Staffeln sehr gelitten.
Nach dem Schwimmausstieg wurden wir von Duschen empfangen… wie in Nizza!
Sechs Runden auf dem Rad warteten jetzt – oder eher eine Party auf dem Rad?
Ich war überrascht, denn überall saßen Leute am Straßenrand mit Wimpeln und lauter Musik, spendeten Beifall, verbunden mit ehrlichem Enthusiasmus, oder saßen ganz beschaulich beim Frühstück. In Glücksburg wurde man per Mikrophon an einem kleinen Berg hochgepuscht… super! Ein kleiner Solarer Berg wie in Roth?
Dies galt auch auf meiner letzten Runde, wo ich schon recht allein unterwegs war. Dadurch gab es auch die Möglichkeit, die recht kraftfressenden Runden fast zu vergessen.
Kaum auf der Laufstrecke (5 Runden mit hügeligem Profil und ständig wechselnden Untergrund), sah ich Roland. Er war bereits auf der 2. Runde. Eigentlich ist es sehr selten, dass wir uns auf der Laufstrecke einer Langdistanz treffen. Die Versorgung war perfekt, wie auf der Radstrecke. Das Publikum, Anwohner waren einfach wieder super… auch trotz einsetzenden Regens – sie blieben. Auf dem Marktplatz von Glücksburg wurde fast jeder vorangetrieben.
Der Zielbereich, an dem man vier Mal vorbeilaufen musste, empfing jeden mit ohrenbetäubender Musik und einem rauschendem Applaus vom Publikum (wie beim Zieleinlauf in Nizza).
Berührend war der ehrliche Beifall, die Anteilnahme. Dies erinnerte mich an die erlebte englische Höflichkeit, dem warmherzigen Zuspruch der Briten oder die Achtung, die jeder Franzose einem Teilnehmer entgegen brachte. Kein aufgesetzter Spruch fiel, wie „siehst noch gut aus“ – und du weißt sehr wohl, wie du selber aussiehst.
Der Abschluss dieses Events wurde pünktlich um 22 Uhr mit einem großen Feuerwerk gekrönt. Eine schöne und emotionale Siegerehrung folgte danach im daneben stehenden Strandhotel.
Über Zeiten möchte ich fast nicht reden. Jedoch waren in der AK50 vier Frauen gelistet gewesen. Die erste Frau davon finishte als Sechstplatzierte in der Gesamtwertung der Frauen mit 11:36. Ich folgte mit einer Zeit von 14:08 h und eine dritte Frau beendete diesen Wettkampf mit einer Zeit von 15:21 h. (Obwohl nur 15 Stunden für diesen Wettkampf zur Verfügung standen.) Roland beendete seinen Wettkampf mit einer wundervollen Zeit von 12:24 h.
Im Nachgang betrachtet, haben Roland und ich unsere Hausaufgaben formuliert. Wir sind im Großen und Ganzen zufrieden.
Die Perfektion des OstseeMan sucht seinesgleichen auf deutschem Boden und wird von uns jederzeit empfohlen – als ein durchaus anspruchsvoller Wettkampf.
Wir kommen gern wieder.
PS.: Eine nachgereichte kleine Überraschung in Form eines Artikels auf Papier (eine Ausgabe des Flensburger Tageblatt) über den schon in der Vergangenheit liegenden OstseeMans bekamen Roland und ich per Post zugesendet.