Moritzburg 2017 -- zwei Premieren

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    Es ist Zeit dem Triathlon im Dresdner Umfeld ein Resumee abzuverlangen. Wir berichten von zwei Premieren ...

    Moritzburg 2017 war ein voller Erfolg für die Triathleten vom TV Dresden, wir verweisen auf die unzähligen Twitter und FB Posts unserer Athleten und deren guten Ergebnissen. Berichten wollen wir heute von zwei Athleten, welche sich der Langdistanz gestellt haben, dem "Barockman". Wir beginnen mit Werner Anderer.

    Ein Badener auf der Langdistanz im Osten der Republik

    Zum zweiten Juni Wochenende pilgerte ich nach Moritzburg um am traditionellen 16. Schlosstriathlon dem „BaROCKman“ teilzunehmen. In Weinheim an der Bergstraße - Nähe Darmstadt - machte ich einen Abstecher zu meinem Radmechaniker, um einen schweren Schlag aus meiner Radscheibe entfernen zu lassen.

    Angesichts der tollen und netten Bekanntschaften mit den aktiven Vereinsfreunden vom Triathlonverein Dresden - TV DD genannt - war die Vorfreude groß in Moritzburg starten zu können, da ja klar war diese Freunde dort wieder anzutreffen.

    Am Dienstagnachmittag im Landgasthof „Zum Sonnenhof“ in Reichenberg - nahe Moritzburg - angekommen, wurde ich als Triathlet sehr freundschaftlich begrüßt. In den Tagen darauf durfte ich bei diversen Trainingsausfahrten die vielfältigen Freizeitmöglichkeiten in der Kulturlandschaft Moritzburg kennenlernen. Als Naturliebhaber kam ich besonders beim Schwimmen, in einem nahe dem Hotel gelegenen Natursee, der sich mitten im Wald verbarg, voll auf meine Kosten. Ebenso durfte ich auch bei diversen Laufeinheiten eine einmalige Teich- und Waldlandschaft genießen. Am Mittwoch machte ich mich dann auf, mit meinem Triathlonrad die Wettkampfradrunde  abzufahren. Oh je, dachte ich als diverse Streckenabschnitte über holprigen Asphalt und mittleres bis grobes Kopfsteinpflaster führten. Nach dieser Radausfahrt war ich unsicher, ob die Scheibe hält und nahm nochmal Kontakt zu meinem Mechaniker auf. Dieser meinte: „Die Scheibe hält, Augen zu und durch."

    Am darauffolgenden Tag wurde, bei einem sehr freundschaftlichen Besuch bei Jörg, die Vorbereitung auf das Rennen abgerundet. Wir schwatzten in lockerer Athmosphäre und vom Wettkampfdruck war nichts zu verspüren. Die Tage von Dienstag bis Donnerstag vergingen wie im Flug und so stand am Freitag auch schon die letzte Trainingseinheit an. Am Abend ging es zum „Bike Check In“ sowie zur Wettkampfbesprechung. Dort gab es auch das erste nette und ganz spontane Wiedersehen mit Pauline und Marco. Nachdem auf der Wettkampfbesprechung erwähnt wurde, man solle über das Kopfsteinpflaster flott drüber fahren, waren meine letzten Zweifel bezüglich der schwierigen Radstrecke verschwunden, zumal ich zuvor mit Jörgs Panzertape das Trinksystem und Satteltäschchen fest am Rad fixiert hatte.

    Nach einer erholsamen Nacht holte mich Carsten um 5:30 Uhr im Hotel ab. In lockerer Athmosphäre konnten wir beide noch gemütlich Kaffee trinken und frühstücken. Von Nervosität war keine Spur hatte ich doch in Carsten einen guten Freund und erfahrenen Triathleten an meiner Seite. Wir machten uns um 06:00 Uhr auf den Weg zu dem „HIGH-LEID“ an den Ort des Geschehens.

    Vor dem Schwimmstart konnte ich noch den Marco im Wasser sichten und herzlich begrüßen. Das Schwimmen im Schlosssee mit dem Blick auf das phantastische Schloss ließ Freude auf den Wettbewerb aufkommen. Auch ein letzter Tipp von Jörg, den Kraularmzug zu verbessern, konnte während des Schwimmens umgesetzt werden. Nach 3,8 km war ich dann schon darüber froh, ohne Wadenkrämpfe und mit einer Schwimmzeit von 01:22:45 aus dem See am seichten Ostufer laufen zu können.

    In der Wechselzone wartete auch schon Carsten und bot mir Gels und Wasser an. Der Wechsel auf die Radstrecke verlief ohne Stress und auf den sechs Radrunden gab es immer wieder ein nettes Wiedersehen und freundliche sowie motivierende Zurufe von den Jungs vom TV DD, waren diese doch auf der Halbdistanzstrecke in großer Anzahl vertreten. Dennoch plagten mich auf den ersten vier Radrunden erhebliche muskuläre Schwierigkeiten. Die große Gesäßmuskulatur (der Piriformis) wurde fest. Das Kurbeln über mehrere Kilometer mit hoher Trittfrequenz von 105 Umdrehungen/Min und auch Kilometer langes radeln im Wiegetritt brachten keine Erlösung. Auf der vierten Runde waren die Muskelschmerzen dann so stark, dass ich dem Carsten zurief, die Blackroll aus dem Auto zu holen – ich wollte in der nächsten Runde vom Rad absteigen und die Muskelschmerzen ausstreichen. Doch dann veränderte ich bewusst die Sitzposition, das half. Die Muskulatur lockerte sich, die Muskelschmerzen verschwanden und ich fühlte mich wieder pudelwohl. In der Wechselzone rief mir Carsten die Radzeit von 5:25 zu. Ich war über diese Zeit sehr positiv überrascht und freute mich zugleich über die gemeisterte leidensvolle und doch persönliche Radleistung.

    Noch in der Wechselzone riet mir Carsten, keinen Stress zu machen und ganz locker zu bleiben, zumal ich gut im Rennen lag. Nun ging´s auf die Laufstrecke und Carsten empfahl mir, an den Verpflegungsstellen langsamer zu machen, um mich zu erholen. Kurz nach dem Verlassen der

    Wechselzone startete ich meine Uhr, doch diese versagte den Dienst und zeigte keinen Puls und auch keine Pace-Anzeige. Ich blieb stehen. Carsten war sofort zur Stelle er war beunruhigt und fragte was denn los sei. Als ich ihm über den Uhrzustand berichtete, sagte er mir ich solle die Uhr vergessen und loslaufen. Schweren Herzens begann ich zu laufen und die Uhr zeigte doch nach wenigen Metern eine Pace von 5:45 Minuten/km. Das war beruhigend und ich lief, wie es Carsten vorgegeben hatte, in der Komforzone weiter und lies mich von den anderen Teilnehmern nicht beeindrucken.

    Viele aktive Dresdner Triathlonfreunde säumten die schöne Laufstrecke. Freundschaftliche Zurufe von Katja, Pauline und Max sind mir noch in allerbester Erinnerung. Ein weiteres sehr schönes Erlebniss hatte ich auf der zweiten Laufrunde als mich Jörg ganz spontan mit seinem MTB mehrere Kilometer begleitete. Wir quatschten vergnügt und machten Witze – ich hatte das Gefühl, federleicht zu laufen und es ging mir erstaunlich blendend gut.

    Ab der vierten Runde wurde es schwerer. Der Quadrizeps – Oberschenkelmuskulatur – verfestigte sich etwas und so nahm ich ab diesem Zeitpunkt an jeder Verpflegungsstelle zum gereichten Wasser und dem Isogetränk zusätzlich Salz, das in großen Salatschüsseln bereit stand. Das war auch meine Rettung und der Quadrizeps machte weiterhin seine Arbeit. Dennoch wurde ich langsamer und die Pulsuhr zeigte gerade noch 130 Schläge/pro Minute an. Mit der klaren Ansage, schneller durchzulaufen, kam Carsten wieder ins Spiel. Diese Vorgabe setzte ich um und kam auch wieder in den gewünschten Trott. Mit dem Spruch "Ab jetzt wird rückwärts gezählt!" konnte mich Carsten mental pushen. Zu Beginn der fünften Runde gab Carsten vor, in diesem Tempo weiterzulaufen, mit dem ich eben daher kam. Dies realisierte ich, doch es geschah etwas, das mich bis zum Rennende begleiten sollte. Ein anderer Läufer lief auf mich auf. Auf Nachfrage erfuhr ich von ihm, er hätte noch zwei Runden zu laufen und wäre in der AK55. "Mist!" dachte ich. Dieser Kerl läuft schneller als ich und er lief mir davon. Doch irgendwo auf der Waldrunde überholte ich ihn, er musste wegen Krämpfen immer wieder Gehpausen einlegen. Ich hatte die letzte Runde erreicht. Carsten gab mir wieder einen Riegel zum essen. Das Kauen fiel mir schwerer und die Gehpause wurde länger. Während dessen überholte mich der zuvor erwähnte Läufer. Er war irgendwann außer Sichtweite gekommen. Doch mitten im Wald erblickte ich ihn, er musste wieder gehen und schaute sich um. Zu diesem Zeitpunkt taktierte ich und beschleunigte das Tempo. So hatte ich die Chance, gleichauf mit ihm zu kommen. So liefen wir neben einander in hohem Tempo den Wurzelweg hinunter, hinaus aus dem Wald auf den Rundweg vom Schlosssee. Gleichzeitig wurde das Tempo verschärft. Er fragte mich, ob wir es auf die Zielzeit von 11:30 schaffen. Doch ich musste ihm entgegnen, dass ich keine Ahnung hätte, wie lange wir schon unterwegs waren und wie lange die Strecke zum Ziel noch sei. Mit gebrochener Stimme erwähnte er, es seien noch 1,5km zum Ziel. Die letzte Verpflegungsstelle lag 50 Meter vor uns. Ich schrie nach Cola und trank im Vorbeirennen den gereichten Becher leer. Das puschte nochmal und kurz danach sagte mein Laufkollege, ich solle losziehen. Anscheinend musste er wieder eine Gehpause einlegen. Ich lief weiter so schnell ich noch konnte. Kurz vor der Abbiegung zum Zieleinlauf sah ich auf der Anzeigetafel nur noch meine Startnummer und die gelaufene sechste Rundenanzahl. Ein klares Verhältniss hatte ich herausgelaufen. Wenige Meter vor der Abbiegung zum Ziel fing ich an zu schreien, wo denn der Zieleinlauf sei – ich wollte diesen, mit der schnellen Pace von 3:30min/km, nicht noch überlaufen. Mit einem Marathonergebnis von 4:31:23 Stunden und einer Zielzeit von 11:26:28.88 Stunden konnte ich den wartenden Carsten und Marco sichtlich erschöpft in die Arme fallen. Nach verdientem Erdinger machte ich mich auf die Ergebnislisten zu sichten. Mein Mitläufer kam mir entgegen und gratulierte mir zum zweiten Platz in der AK55. Er gestand mir ein, dass meine Taktik die bessere war und ich ihn auf den dritten AK-Platz verwiesen hatte.

    Der Support von Carsten war perfekt. Insbesondere hatte er mir auf der Laufstrecke die richtige Renntaktik vorgegeben. So durfte ich einen tollen Wettkampf mit meinen persönlichen Bestleistungen absolvieren. Der zweite Platz in der AK55 rundete das wunderschöne Rennen ab.

    Zurückblickend war die Woche in Moritzburg geprägt von sehr schönen Erlebnissen und Kontakten in mitten einer sehr reizvollen Landschaft mit wunderschönen Naturseen. Die Veranstaltung als solche war sehr familiär, überschaubar und ich hatte das Gefühl ein Mitglied inmitten einer großartigen Familie zu sein. Das hat mich sehr positiv beeindruckt. Die Wettkampfstrecken haben mir sehr gut gefallen, diese waren abwechslungsreich und die Radstrecke mit dem streckenweise holprigen Asphalt und dem Kopfsteinpflaster war eine schöne Herausforderung.

    Nochmals DANKE für alles!!

    Ich komme wieder und freue mich darauf.

    Euer Werner!

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