Marcel macht seine ersten Triathlon - natürlich eine Langdistanz ...
Nachdem ich mich die letzten Jahre läuferisch ziemlich ausgetobt hatte und dabei auch schon jeweils mit großer Begeisterung in Moritzburg 2013 und in Roth 2012 einen Staffelmarathon gerannt war wollte ich mich mal an einem Triathlon versuchen. Da mir die kurzen Distanzen zuviel Hektik bedeuteten und ich gerne Marathon laufe, wollte ich mich auch gleich einer Langdistanz stellen.
Eine längere Laufpause aufgrund von Knieproblemen nach dem Transalpine Run sollte genügend Zeit für etwas Schwimmtraining lassen. Die Idee war bis Weihnachten zu trainieren und dann einfach mal zu testen ob ich nicht 3,8 km in 1:16:00 h (2min/100m) schwimmen kann. Wenn diese in meinen Augen schwimmerische Mindestleistung erbracht war, würde ich mich für den Schlosstriathlon Moritzburg anmelden. Um etwas Druck aufzubauen habe ich diese Idee auch schonmal halb-öffentlich gemacht.
Naja, irgendwie hatte ich dann doch keine Lust auf Schwimmhalle und habe die frei gewordene Zeit, nach jahrelanger Abstinenz, im Fitti verbracht um die dünnen Läuferarme mal wieder etwas auf Vordermann zu bringen. Das verbessert allerdings nicht automatisch die Schwimmzeit.
Der Triathlonplan war schon wieder sehr tief in der Schublade verschwunden als kurz nach Jahreswechsel plötzlich die Anmeldung für Moritzburg eröffnet war. Die Tatsache dass sich die Teilnehmerliste so schnell füllte machte mir Sorgen. Ich hatte keine Wahl, wenn ich mir die Option auf einen Start bei diesem erschwinglichen und vor allem Dresden-nahen Triathlon erhalten wollte musste ich die erforderlichen drei Klicks machen, ohne zu wissen wie ich eigentlich im nassen Element voran komme.
Mit der Anmeldung kam wieder die Motivation, das Training lief gut. Der Winter ließ einige MTB-Kilometer zu, läuferisch rappelte ich mich so langsam wieder auf nach der langen Saisonpause und aufgrund des für mich mehr als ausreichenden Schwimmzeitenangebots des TV konnte ich auch durchschnittlich 1,5 mal pro Woche an meiner „Kraultechnik“ feilen. Es ging voran in allen Disziplinen.
Anfang März erwischte mich dann eine heftige Erkältung. 2,5 Wochen habe ich gar nichts sportliches machen können, danach war es problematisch wieder in den Trainingstrott rein zu kommen. 6 Wochen hatte ich kein Schwimmbad von Innen gesehen und die Laufform war im Keller. Der Wiedereinstieg war entsprechend hart, aber irgendwann platzte der Knoten. Der Körper war wohl tatsächlich so lange mit dem Infekt beschäftigt. Da mir nun nur noch 2 Monate zur Verfügung standen habe ich ordentlich Kilometer auf dem Rad gesammelt, mir über diverse Wettkämpfe und ein schnelleres Dauerlauftempo etwas Form geholt und habe den neu erstandenen Neo ein paar mal für Ausflüge an viel zu kalte Badeseen genutzt. An sich war ich also, wenn auch Last-Minute, ganz gut vorbereitet. Eine etwas zu lang geratene Pfingstradtour auf dem Tandem, bei der Montag noch einmal die Wettkampf-Distanz in einem 9h-Ritt angetestet wurde, half mir dann in der Vorwettkampfwoche ohne Mühe die Beine hochzulegen.
Dann war es auch schon so weit, die Ausrüstung wurde durch ein schnittiges Zeitfahrrad von Jörg mit Aeroflasche von Katja komplettiert.
Da ich meine Schlauchreifenwechselpremiere nicht unbedingt im Wettkampf erleben wollte habe ich kurzerhand noch das nicht ganz luftdichte Hochprofilrad gegen mein solides, aber Luftdruckstabiles Citec eingetauscht. Freitag abend folgte dann das wohl übliche Prozedere vor dem Triathlon: Startunterlagen abholen, Rad einchecken, Pastaparty und Wettkampfbesprechung.
Zu hause füllte ich dann Iso und Gels ab, wies Betreuerin Franzi in ihre Aufgaben ein und packte alle erforderlichen Sachen in die Tasche. Respekt liebe Triathleten: So viel logistischen Aufwand vor einem Wettkampf möchte ich nun wahrlich nicht immer haben. Nach einer recht kurzen, dafür aber unruhigen Nacht ging es 4:30 Uhr ohne erforderlichen Wecker aus dem Bett. Ein kleines Frühstück, alles nochmal kontrollieren und dann ab zu Carsten der uns freundlicherweise mitnahm. Angekommen in der Wechselzone war es dann gar nicht so leicht meinen ganzen Krempel möglichst platzsparend und sinnvoll um das Fahrrad zu drappieren. Da kommt schon einiges zusammen wenn man den Wettkampfcharakter der Veranstaltung herunter spielen will und sich jeweils komplett umzieht für die nächste Disziplin. Glücklicherweise lebten meine direkten Nachbarn sehr spartanisch und ließen mir ausreichend Freiraum.
Noch ein kleiner Tipp von Dirk für mehr Bewegungsfreiheit im Neo und dann ging es eigentlich auch schon los. Mit mir warteten die beiden TVler Carsten und Rajko sowie die beiden Lauffreunde und ebenfalls ausgewiesenen Nichtschwimmer Christian Flegel und Walter Heger auf den Kanonenschlag. Die Schwimmleistung im Training deutete auf eine Zeit zwischen 1:15 und 1:10 hin.
Leider erwischte ich einen schlechten Tag, für meine Verhältnisse schwamm ich zwar nicht langsam, aber beim Versuch irgendwelchen Prügeleien zu entgehen schwamm ich wohl zu weit auf der rechten Seite und sammelte etliche Zusatzmeter. Nach 1,5 km gab es dann alle 10 Minuten ein paar saftige Wadenkrämpfe gefolgt von einer kurzen Aquajoggingpassage um diese wieder los zu werden. Ein Glück ist der Teich so schön flach. Nach 1:15 folgte also der 5-Minuten-Wechsel in die Radschuhe und Klamotten. Das schlimmste war also geschafft, jetzt ging der eigentliche Wettkampf los.
Ich ließ es auf der Radstrecke erstmal schön gemütlich angehen. Gleich begann ich meine selbstgebackenen Riegel zu essen und spülte mit ordentlich Iso nach. Da ich nicht wusste was mich an dem Tag noch erwartet war hier die Maßgabe locker, mit etwas Druck rollen und dabei viel Essen und trinken. Der teils kräftige Wind machte mir dann als nicht so kraftvollem Radfahrer ordentlich zu schaffen. Es dauerte nicht lang und die beiden noch langsameren Schwimmer Philipp Heisch und Christian Flegel kamen vorbei gedüst, es sollten aber die einzigen Langdistanzler bleiben die überholten. Einmal pro Runde standen Dirk und Franzi bereit und füllten meine Riegel und Getränkevorräte wieder auf. Neben Kopfsteinpflasterpassagen und zwei längeren Hügel ein weiteres Highlight auf dem endlosen Kurs. Langeweile kam dennoch nicht auf da ein wohl aufgrund zu starken am Lenker Ziehens gebrochenes Auflagepad am Aerolenker zu ständigen Korrekturen der Position zwang. Ich versuchte mit meiner Garmin-Uhr, die ich unter das Pad schob die Misere einigermaßen zu beheben, mit mäßigem Erfolg. Die Druckstelle am Unterarm ist in jedem Fall konkurrenzfähig zu verschiedenen muskelverkaterten Körperteilen was den Schmerz angeht. Spätestens in der letzten Runde war es mir dann nicht mehr möglich dauerhaft in Aeroposition zu fahren. Der Rücken musste immer mal gestreckt werden und ich fuhr selbst im Gegenwind aufgerichtet. Aber alles geht vorbei und so fand ich mich auch schon auf der Zufahrtstraße zurück nach Moritzburg. Hier ließ ich es wieder locker angehen und trank abermals ordentlich. Nach 7 Stunden Wettkampfdauer erreichte ich die Wechselzone. Schnell noch in was Bequemes schlüpfen, Garmin auf Laufen umstellen, Schuhe zu und los, nochmal zurück, Starnummer mitnehmen und dann aber wirklich los. Die Laufstrecke kannte ich ja bereits aus dem Vorjahr, sicherlich nicht die Einfachste. Während in den ersten Runden die kleinen Wellen noch einfach glatt gebügelt werden, wird das Rundenprofil zunehmend steiler und spätestens ab Runde 4 sieht man sich steilen Bergen ausgeliefert.
Ich wusste überhaupt nicht wo ich im Feld liege, wer führt, oder was sonst so um mich herum passierte. Einzig dass man sich die ersten Kilometer bremsen sollte habe ich mir immer wieder vor Augen geführt. So richtig funktionierte das aber nicht. Zu viele Zuschauer, gute Beine, dazu noch fehlendes Tempogefühl und schon ist die erste Runde in einer Zeit, die auf einen 2:46 er Marathon hindeutet, absolviert. Dann ging es besser und ich konnte bis zum Ende der vierten Laufrunde die eigentlich anvisierte halbe Stunde pro Runde laufen, zweimal die Runde einen Schluck aus der Gelflasche und an jeder Station was zu trinken war der Plan. In den letzten beiden Runden war dann allerdings auch bei mir der Akku leer. Man wird langsamer auch wenn man gefühlt genau so weitermacht wie bisher. Um Kreislaufproblemen zu entgehen musste ich dann auch in den Verpflegungsstationen im Wald kurz gehen und in Ruhe lieber einen Becher mehr trinken. Doch vielen anderen geht es zu dem Zeitpunkt noch schlechter. Wenn ich jetzt Leute mit grünen Startnummern sehe versuche ich schonmal einen Blick auf die Zahl der Armreifen zu erhaschen. Es waren einige mit der gleichen Menge Ringe, aber wo ich mich im Feld befand wusste ich trotzdem nicht, es lenkte einfach etwas ab. Ein kleiner Endspurt noch und dann war es auch schon vorbei. 10:05 Gesamtzeit und Platz 8, dazu ein richtig ordentlicher Marathon und an sich genau die Splitzeiten wie ich sie mir vorher überlegt hatte. Trotz der Anstrengungen hatte ich bis zum Ende meinen Spaß, was für diese Auflage das Hauptziel war.
Es soll also nicht der letzte Triathlon gewesen, wohl aber der letzte als Nichtschwimmer, Langsamwechsler und Rad-Sonntagsfahrer.
Vielen dank an dieser Stelle den Betreuern Franzi und Dirk, den Materialborgern Jörg und Katja, Carsten für den freundlichen Chauffeurdienst, dem Laufsportladen für die Unterstützung, sowie allen Anfeuerern an der Strecke.
Marcel
Ergebnisse:
Bilder:
Wir danken Franzi und Silvio für die tollen Bilder!