Nach der nötigen Regenerationszeit von ca. dreieinhalb Wochen bin ich nun in der Lage, die Ereignisse vom diesjährigen 100kmDuathlon aus meiner Sicht wiederzugeben.
Der 100-km-Duathlon ist gewöhnlich schon vor dem Start der rund 50 Teams auf die 100km lange Strecke ein bisschen spannend. Die Wahrscheinlichkeit, dass von 5 Team-Sportlern am Tage X alle frisch und munter erscheinen, ist zum Leidwesen aller, aber vor allem der Team-Verantwortlichen leider gering. Obwohl oder gerade wenn die Veranstaltung sportlicher Jahreshöhepunkt sein soll. Ja, gerade wenn: Speziell beim vorgestellten Event geben manche Sportler wirklich glaubhaft an, gezielt dafür zu trainieren, obwohl man dabei bekanntlich so viel falsch machen kann.
Diese Weisheit beherzigend bereitete Martin sich auf die 21. Ausgabe des 100-km-Duathlons akribisch vor. Ein Team meldete er vorher nicht an, wohl wissend, dass weniger erfahrene oder vom Pech getroffene Sportler etliche personelle Lücken in opTeams öffnen würden. So geschah es, dass Martin als Gründer und Kapitän der sehr erfolgreichen „Flehmig Sideburns“ seinen Einstand bei der scharfen Konkurrenz, den „Flaming Sideburns“ eher als Edelhelfer denn als Lückenbüßer feierte. Da Martin ein großes Herz für gelangweilte Sportler hat, wartete er noch solange, bis ein Startplatz für mich im Team „frei wurde“und vermittelte mich an das Team um Michi, Philipp und Bert.
Der Startund Zielort am Gymnasium Plauen war mir gut aus drei vorherigen Teilnahmen bekannt. Als ich am Morgen dort eintraf, rief trotz guten Frühstücks der Ort gleich Erinnerungen an das reichhaltige Zielbuffet hervor. Meine Essensgelüste waren fortan auf meiner Seite im Kampf gegen die Uhr und für ein baldiges Finish. Natürlich herrschte bei 260 Startern eine reges Treiben am Start. Begrüßungen, ander Toilettenschlange anstehen und Gefachsimpel sowie Taktik-Besprechungen bereiteten angenehmes Amüsement, ehe die Teams nacheinander in umgekehrter Reihenfolge des letztjährigen Zieleinlaufs auf die Strecke durften.
Unser Team musste sich gedulden, bis wir als Vorletzte auf die Strecke losgelassen wurden. Unerklärtes Ziel war, dem MixedTeam aus Chemnitz vor uns langsam auf die Pelle und sehr aussichtslos, von den quickfidelen Othaler Skilangläufern hinter uns weg – zu rücken.
Das Wetter präsentierte sich für unsere Zwecke makellos, Sonne und wenig Wind erleichterte es, die kleineren und größeren Strapazen, die folgen sollten zu meistern. Dabei spielte aber die viel besungene Gruppendynamik die Hauptrolle. Es gelingt nun mal besser sich zu motivieren, wenn andere zusehen. Und einem ständig vormachen wie das gehen kann. Bei unserem Staffellauf war das bei jedem Läufer-Wechsel erlebbar. Allmählich zogen wir an den Teams vor uns vorbei, wurden schnell von den grünschnäbeligeren und sehr viel fitteren Othalern überrannt und spielten uns die ersten Kilometer gut ein. Ein Läufer machte rund 30 Sekunden lang Boden gut, eher er von seinem bereitstehenden Team-Kollegen abgelöst wurde. Gegenseitiges Verpflegen („Ich esse doch keinen Müsliriegel der Marke X!“), Kommunizieren („Lass mal, der sieht noch gut aus.“) und die fantastische menschliche Eigenschaft der Empathie („Wo könnte dem anderen der Schuh drücken? Ich heitere ihn gerne mit einem tollen Witz auf.“) formte sich zur harmonischen äußerlichen Bemäntelung unserer inneren Nöte und K(r)ämpfe.
Dazu wurde in sehr guten Berichten zum 100-km-Duathlon vor mir bereits viel geschrieben. Ich möchte mich auf eine persönliche, pathetischdichterische Impression beschränken:
So vergingen schleppend die ersten Stunden. Kaum auszuhalten eigentlich, aber von Wechsel zu Wechsel blieb immerhin keine Zeit darüber nachzudenken. Ab und an gingen mir trotzdem die guten Ratschläge, die man sich so selber und andern ständig gibt, durch den Kopf. Nur nicht bewusst verkrampfen. Bei über 6h Renndauer geschieht das automatisch hinten heraus. Genug Luft für freundliche Worte und Anfeuern der überholten Teams ist Ehrensache und sollte immer noch übrig sein. Nicht zu oft auf die Uhr schauen, das demotiviert. Ist das Wetter nicht herrlich? Sei dankbar! Und nicht vergessen, die Landschaft nebenbei noch grandios zu finden. Unser Staffel-Uhrwerk funktionierte größtenteils tadellos. Unerlässlich dazu waren geschmeidige Staffel-Übergaben. Die sind wirklich kein Hexenwerk. Hier ein paar goldene Regeln.
1. Den Läufer niemals fragen, wo oder wann er abgelöst werden will. Reden verursacht nur Seitenstechen.
2. Immer ein bisschen weiter voraus fahren als vereinbart, anhalten und das Rad umfallen lassen. Jeder soll sehen, wie kraftlos man bereits ist.
3. Direkt am Rad stehen bleiben. Unnütze Bewegung vermeiden ist das A und O. Keinesfalls dem Läufer entgegenkommen, sodass dieser sich entscheiden kann zwischen
a) Spektakulärem, Sohlenknallendem, abruptem Abbremsen.
b) Auslaufen und total ausgepumpt wieder zum abgestellten Fahrrad zurückschlendern, während die Team-Kollegen weiter heizen.
c) Mit dem gemütlichen Auslaufen 10+x m vor dem Ablösenden zu beginnen. Auf die paar Sekunden Verzögerung kommt es schließlich nicht an.
Die Abfolge Michi-Philipp-Max-Martin-Bert wurde fast nie unterbrochen. Nur gleich am Anfang wegen einer losgelösten Fahrradkurbel, einem Streckenirrtum, an den Verpflegungsstationen und manchen Anstiegen, bei denen die Radler dem Läufer trotz Bersprint nicht gleich folgen konnten.
In einem langen „Duell“ mit dem starken MixedTeam setzten wir uns gerade so von ihnen ab und legten das letzte Streckenviertel als Zweitplatzierte zurück.
Die Zeit raste ab diesem Zeitpunkt förmlich, die Wechsel folgten immer schneller hintereinander. Spätestens als Dresden ins direkte Sichtfeld kam, wurden die letzten Reserven freigegeben. Nach 6:07h, davon wohl mindestens 6h im Adrenalin/LaktatRausch, humpelten wir müde und glücklich rund mit 14 Minuten Rückstand auf das erste Team zum Zielbuffet. Das TV Dresden Damenteam „Die Irrläuferinnen“ kam übrigens „wenig später“ als 16. ins Ziel.
Fazit: Wie immer war es ein tolles Event. Dank dem OrgaTeam. Ich hatte das Glück, mit sehr sympathischen und engagierten Sportlern unterwegs zu sein. Respekt vor den anderen Teams. Es war mir insgesamt eine große Freude, die ich Dank goldener Regel 3a) eine gute Woche lang auf dem Sofa statt in Laufschuhen auskosten durfte.
Ergebnisse
https://www.facebook.com/notes/100kmduathlon/ergebnissexxi100km-duathlon/10153966054895873
Vielen Dank an Nora von der Laufszene Sachsen für die Fotos
https://www.facebook.com/100kmDuathlon/photos/?tab=album&album_id=10153973036820873
Euer Max