Als im Dezember letzten Jahres die Ankündigung erfolgte, dass es in Dresden einen City Triathlon geben wird, war die Entscheidung zur Anmeldung innerhalb weniger Minuten gefallen.
Zwar findet am gleichen Tag der Leipziger LVB Triathlon statt, den ich in den letzten 2 Jahren gerne besucht habe, aber der Reiz für einen Triathlon in der Landeshauptstadt war größer. Nach der Anmeldung blieb es erst mal lange Zeit ruhig, bis vor einigen Monaten die Ankündigung einer Kickstarter-Kampagne die Runde machte. Ich kenne zwar erfolgreiche Kickstarter-Projekte aber im Zusammenhang mit einer Sportveranstaltung war das für mich neu. Dementsprechend verunsichert war ich auch, ob die Veranstaltung überhaupt stattfindet, da nicht klar war ob die Durchführung von einem erfolgreichen Abschluss der Kampagne abhängt. Die Finanzierung wollte auch nicht so recht abheben. Sicher auch aus dem Grund, dass die Startgebühr ja bereits recht hoch war, auch wenn dies für eine Innenstadtveranstaltung nachvollziehbar war und man als Athlet nicht gerne 2 Mal zahlt.
Zwischendurch wurde im Netz auch viel über die Durchführung spekuliert. Wie kommt man von der Wechselzone zum Startort, werden Klamotten wieder zurück gebracht, wie sehen die genauen Wettkampfstrecken aus. Leider hat der Veranstalter nicht viele Informationen zur Verfügung gestellt. Zum Glück sollten sich aber viele der Kritikpunkte im eigentlichen Wettkampf als nichtig erweisen. So war ich dann auch heilfroh, als anderthalb Wochen vor der Veranstaltung eine Mail mit allen Wettkampfhinweisen kam und die Abholung der Startunterlagen angekündigt wurde.
Am Wettkampftag ging es für mich um 08:30 Uhr von zu Hause los Richtung Wechselzone. Da ich diesmal mit Fahrrad anreisen wollte und damit nicht meine große Wettkampfkiste nutzen konnte, habe ich bereits am Vortag mein Fahrrad wettkampftauglich vorbereitet und den Rest in einen Rucksack gestopft. In der Wechselzone, unterhalb der Albertbrücke auf dem "Trödelplatz", ging ich das übliche Prozedere der Einrichtung des Wechselplatzes durch. Die Wechselzone bestand aus 2 langen Reihen mit den olympischen Startern auf der linken Seite und den Sprintern auf der Rechten.
Nach der Einrichtung habe ich mir dann die Umgebung angeschaut, also den Schwimmausstieg, den Weg zur Wechselzone über den Elberadweg und den Weg zur Radstrecke. Diese führte Böschung auf einer Pflastersteinstraße hoch. Beim Schwimmausstieg geht es erst über relativ steiniges Gelände aus dem Fluss raus um dann auf einer kurzen Sand- und Wiesenstrecke auf den Elberadweg zu gelangen. Der Sand breitete mir die größten Sorgen, da der Veranstalter entlang der Uferlinie vor Scherben gewarnt hat. Leider bin ich auch fündig geworden, so dass ich einige Scherben aufgesammelt und entsorgt habe. Zwar habe ich mir für den Einstieg ins Wasser noch kurzfristig Wasserschuhe besorgt, aber die dürfen im Wettkampf laut Sportordnung (die Füße müssen frei bleiben) nicht getragen werden. So habe ich mir für den Ausstieg vorgenommen, lieber langsam zu machen.
Etwa 90 Minuten vor dem Start habe ich den Shuttlebus bestiegen, der uns zum Start am blauen Wunder bringen sollte. Nach einem Schwätzchen mit Jens Kafka und Annett Finger ging es nach 30 Minuten mit der Fahrt über die spätere Radstrecke auf dem Käthe-Kollwitz-Ufer endlich los. Am Startort habe ich mir dann auch nochmal die Uferlinie angeschaut und hier war es mit den Scherben noch viel schlimmer. Es ragten riesige Stücke ehemaliger Bierflaschen zwischen den Steinen hervor. Der Veranstalter hat zwar versucht viel zu beseitigen aber das glich eher einer Sisyphusarbeit.
15 Minuten vor dem Start, nach Abgabe der Wechselklamotten, habe ich mich dann ins Wasser aufgemacht. Dank der Schwimmschuhe, die ich später meiner Frau aus dem Wasser geworfen habe, konnte ich den Scherben einigermaßen gelassen entgegen sehen. Dies war das 1. Mal, dass ich in die Elbe gestiegen bin und war somit eine interessante Erfahrung. In der Flussmitte konnte man tatsächlich, hüfthoch mit Wasser bedeckt, stehen. Es ist also was dran wenn man sagt, dass man im Sommer durch die Elbe laufen könne. Die Strömung ist in der Mitte allerdings recht stark.
Auch mal kurz abzutauchen und das Flussbett anzuschauen war interessant. Es besteht aus vielen kleinen Steinen, ich hätte eher Schlamm erwartet. Warm war die Elbe auch, so dass Anfangs auch ein Neoverbot im Raum stand.
Aber genug der Vorrede, pünktlich um 11 Uhr sollte es losgehen. Da in der Mitte der Elbe die Strömung recht stark war und so viel Kraft für ein Entgegenstemmen benötigte, habe ich mich für einen Startplatz in Ufernähe entschieden. Aufgrund der breite des Flusses hat sich das Feld recht gut verteilt, weswegen es diesmal nicht zu einem großen Gerangel kam.
Das Schwimmen im Fluss bot für mich beim Triathlon nochmal eine neue Herausforderung, da Fließgewässer quasi eine Ideallinie haben. So ist die Strömung in der Mitte am schnellsten aber in den Kurven trägt sie nach außen. Hier muss man also abwägen, ob man lieber die längere Strecke mit höherer Fließgeschwindigkeit wählt oder die kürzere Innenseite. Wobei die Innenseite wiederrum die Gefahr birgt, in eine Gegenströmung zu kommen, was zusätzliche Zeit kostet. Beim Start bin ich erst mal vom Außenbereich in die Mitte geschwommen und den Rest mich an den anderen Athleten zu orientieren.
Nach etwa der Hälfte der Strecke, nachdem die 3 Elbschlösser passiert waren, war die Waldschlößchenbrücke erreicht. Hier standen einige Schaulustige an der Brüstung und haben uns angefeuert. Wenn der City Triathlon irgendwann richtig abhebt, hätte diese Brücke das Potential, der Kanalbrücke in Roth Konkurrenz zu machen. Ich habe mich auch mal kurz auf den Rücken gedreht und mir die Brücke von unten angeschaut.
Kurz nach der Brücke waren dann auch die ersten Athleten der Sprintwelle eingeholt. Weiter ging es dann an den Elbwiesen bis nach 33 Minuten der Ausstieg erreicht war. Um die Strömung voll auszunutzen bin ich bis knapp vor dem Ufer weiter geschwommen. Wackelig ging es über Steine und später Sand auf den Elberadweg zur Wechselzone. Zum Glück haben mich keine Scherben erwischt.
Nach einem vorschriftsmäßigen Wechsel ging es dann einen Anstieg hinauf zur Radstrecke. Da der Weg aus grobem Pflasterstein bestand, habe ich mich diesmal entschieden, das Rad zu tragen. Oben angekommen schwang ich mich aufs Rad und los ging die wilde Fahrt. Da die Sprinter bereits einige Zeit auf der Strecke unterwegs waren, war die Radstrecke schon recht voll und somit das Windschattenverbot nur schwer einzuhalten.
Die Strecke selbst verlief über 6,6 km als Wendepunktkurs das Käthe-Kollwitz-Ufer entlang, der Goetheallee entgegen. Für die olympischen Starter war sie 6 Mal zu durchfahren. Da der Wind genau entlang der Strecke wehte ging es zunächst mit bis zu 45 km/h dem blauen Wunder entgegen. Auf dem Rückweg prallte man dann allerdings auf eine Wand von Wind, der stark an den Nerven zerrte. Teilweise fiel die Geschwindigkeit dann auch unter 30 km/h auf gerader Strecke.
Auf der Strecke lieferte ich mir einen regelmäßigen Schlagabtausch mit einem anderen Athleten, der mal vor, mal hinter mir unterwegs war. Auch auf der Strecke konnte man den Blick über die Elbe auf die Wiesen und Schlösser genießen. An dem, an der Wechselzone liegenden, Wendepunkt war auch ordentlich Stimmung durch Zuschauer.
Nach 1h:06m und ca. 36 km war die Radstrecke überstanden und das Rad wurde wieder tragend in die Wechselzone geschleppt. An meinem Wechselplatz bin ich erst mal ein paar Meter vorbei geschossen und das erste Mal habe ich auch vergessen, meinen Helm beim Wechsel abzunehmen. Zum Glück ist mir das nach wenigen Metern noch in der Wechselzone aufgefallen, so dass ich mit meiner regulären Schirmmütze auf die Laufstrecke gegangen bin. Das Ganze hat mich auch nur ein paar Sekunden gekostet.
Die Laufstrecke verlief dann den Elberadweg entlang Richtung Innenstadt und dann auf das Terrassenufer. Vor der Augustusbrücke war dann der Wendepunkt, an dem aus auch Getränke und Verpflegung gab. Auch die Laufstrecke war als Wendepunktstrecke über 2,5 km konzipiert, die 4 Mal zu durchlaufen war.
Mittlerweile war auch die Sonne rausgekommen, so dass es angenehm warm war. Ich hatte gut in meinen Laufrhythmus gefunden und so ging es konstant dem Ziel entgegen. Entlang der Strecke hatten sich auch viele Zuschauer eingefunden, die uns ordentlich zujubelten. Auch von der Brühlschen Terrasse schauten viele zu.
Nach 2h:37m war dann das Ziel erreicht. Etwa 500 m vorher bin ich noch auf Jörg Miklitza aufgelaufen und überlegte noch ob ich ihn noch überholen solle aber er hatte mich ohnehin bemerkt und nochmal angezogen, so dass sich die Entscheidung von selbst erledigte. So bin ich als 23. ins Ziel eingelaufen.
Als Fazit muss ich sagen, dass die Veranstaltung wirklich spitze war. Vor der Kulisse des Elbflorenz war es eine großartige Show. Meine Hauptkritikpunkte, der Busshuttle zum Start und der Rücktransport von Wechselklamotten, wurden vor dem Beginn ausgeräumt, so dass es für eine Premiere wirklich eine gelungene Veranstaltung war. Gut gefallen hat mir im Ziel, dass der Zeitmesswagen hinten mehrere Computerdisplays hatte und so in Echtzeit die Platzierungen angezeigt hat.
Luft nach oben ist natürlich immer, so könnte der Kurs noch interessanter durch die Innenstadt gestaltet werden, was aber natürlich auch eine größere Menge an Athleten voraus setzt. Auch der Elbein- und Ausstieg, gerade in Bezug auf die Scherben, kann verbessert werden.
Alles in Allem war es einfach Geil!
Es waren viele Athleten des TV dabei, die teilweise auch ordentlich abgeräumt haben:
Sprint Distanz
- Raijko Sickert, 1. Platz Gesamt, 1. Platz AK
- Margrit Weis, 2. Platz Gesamt, 1. Platz AK
Olympische Distanz
- Christian Otto, 1. Platz Gesamt, 1. Platz AK
- Matthias Wagner, 16. Platz Gesamt, 5. Platz AK
- René Jordan, 17. Platz Gesamt, 6. Platz AK
- Jörg Miklitza, 22. Platz Gesamt, 7. Platz AK
- Silvio Glöckner, 23. Platz Gesamt, 7. Platz AK
- Karsten Voigt, 35. Platz Gesamt, 13. Platz AK
- Maurice Hubain, 44. Platz Gesamt, 14. Platz AK
- Till Kodaneck, 80. Platz Gesamt, 23. Platz AK
- Gerhard Hübner, 119. Platz Gesamt, 1. Platz AK
Presse
Sportliche Grüße
Silvio